Minister Mannsfeld zum PISA-Bericht: Sachsens Spitzenstellung noch ausgebaut - Wertvolle Hinweise für laufende Lehrplanarbeit
06.03.2003, 19:01 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
"Die neue PISA-Studie bestätigt den guten dritten Platz Sachsens im nationalen Leistungsvergleich und gibt wichtige Hinweise für unsere laufende Arbeit an den neuen Lehrplänen." So kommentiert der sächsische Staatsminister für Kultus, Professor Dr. Karl Mannsfeld, den dritten Teil von "PISA 2000", der am Donnerstag (19.00 Uhr!) im Rahmen der Kultusministerkonferenz in Berlin vorgestellt wurde.
"Besonders hervorzuheben ist natürlich, dass in Chemie und Physik die sächsischen Schülerinnen und Schüler bundesweit sogar auf Platz eins liegen. Dies hat die Tiefenauswertung des nationalen Zusatztests ergeben. Ein weiteres Resultat ist, dass Bayern und Sachsen in der naturwissenschaftlichen Grundausbildung insgesamt nochmals deutlich höhere Werte erzielt haben als bei der Auswertung letzten Sommer", so Mannsfeld. "Auch mit Blick auf die Fortführung der technisch-naturwissenschaftlichen Tradition Sachsens ist dies ein sehr erfreulicher Befund!"
Mannsfeld weiter: "Für eine eingehende Kommentierung der 432-Seiten-Studie ist es noch zu früh. Die Erkenntnisse dieser vertieften Auswertung, die auf Basis der im Jahr 2000 erhobenen Daten auch von 102 sächsischen Schulen vorgenommen wurde, müssen erst analysiert und ausgewertet werden. Hinzu kommt, dass die Darstellungen vielfach nicht länderspezifisch aufgeschlüsselt sind, sondern die Bildungslandschaft Deutschland als solche in den Blick nehmen. Da gibt es dann Handlungsbedarf für ganz Deutschland."
Gleichwohl lassen sich aus sächsischer Sicht schon heute einige Eckpunkte benennen: Ein in der Öffentlichkeit bereits diskutiertes Thema ist der Befund, dass die Notenvergabe nicht immer frei von subjektiven Bewertungsfaktoren ist. Mannsfeld: "Dass es unterschiedliche Kriterien für die Notenvergabe geben kann, ist kein sächsisches Phänomen. Aber wir in Sachen haben geeignete Mittel, diesen Faktor sinnvoll einzugrenzen. In erster Linie sind hier unsere Lehrpläne zu nennen, die verbindlich Ziele und Inhalte des Unterrichts formulieren. Eine Hilfe für vergleichbare Leistungsbewertung sind daneben die zentralen Abschlussprüfungen: Der qualifizierte Hauptschulabschluss, der Realschulabschluss, das Zentralabitur und auch die zentralen Abschlussprüfungen im berufsbildenden Bereich sorgen für Transparenz der Leistungsanforderungen für Schüler, Lehrer und Eltern. Dem dienen auch die Orientierungsarbeiten, mit deren Einführung wir noch im laufenden Schuljahr beginnen. Ein weiteres Instrument, schulische Leistungen transparent zu machen, sind die Schulporträts, die allen Interessierten über das Internet Einblick in die Arbeit der einzelnen Schule geben."
Dass Sachsen bei der Ausstattung der Schulen mit Computern gut dasteht, ist ein Erfolg der "Medienoffensive Sachsen" (MEDIOS). Seit 2001 sind über dieses Programm rund 48 Millionen Euro für die Infrastrukturausstattung der Schulen investiert worden. Noch einmal der gleiche Betrag steht für die nächsten drei Jahre zur Verfügung. Der in der PISA-Studie aufgezeigte Umstand, dass die Elternhäuser in Sachsen oftmals nicht über eine entsprechende Computer-Ausstattung verfügen, wird durch die Schulausstattung wenigstens zum Teil ausgeglichen. Informatische Bildung, bereits in der Grundschule beginnend, soll dazu beitragen, die Computer bezogenen Fähigkeiten der Schüler weiter auszubauen. "Durch die neuen Lehrpläne werden wir auch dafür sorgen, dass die Integration des Computers in den Unterricht noch weiter befördert wird - insoweit haben wir die Anregung der PISA-Studie bereits aufgenommen". so Mannsfeld.
Unabhängig von der Art und Weise der Erhebungsmethode, die eine Verallgemeinerungsfähigkeit fragwürdig erscheinen lässt, blickt der Minister mit Sorge auf den Befund der PISA-Studie, wonach die Bereitschaft zum sozialen Engagement ostdeutscher junger Leute hinter ihrer Leistungsbereitschaft zurückbleibe. "Hier ist die ganze Gesellschaft gefragt. Aber natürlich hat dabei auch die Schule eine wichtige Aufgabe, bei der sie auf eine enge Kooperation mit den Eltern angewiesen ist. Erziehungspartnerschaft ist hier das Stichwort. Über den Unterricht hinaus legen wir auf die Entwicklung sozialer Kompetenzen etwa auch durch Förderung der Schuljugendarbeit und anderen außerunterrichtlichen Veranstaltungen großen Wert. Hierzu gehört auch die Öffnung von Schule in Richtung von Vereinen, Kirchen und anderen gesellschaftlichen Institutionen. Wir wollen die Eigenverantwortung der Schüler stärken und auch dadurch das soziale Engagement und das soziale Gespür befördern. Und dass unsere neuen Lehrpläne, die ab dem kommenden Jahr schrittweise eingeführt werden, auf den drei Säulen Wissenserwerb, Kompetenzentwicklung und Werteorientierung beruhen, trägt dieser Notwendigkeit ebenfalls Rechnung. Die Entwicklung von Sozialkompetenz wird in den Lehrplänen ausdrücklich hervorgehoben", erläutert der Kultusminister.
Stichwort "PISA 2000":
Bei dem von der OECD initiierten internationalen Schüler-Leistungsvergleich standen Kompetenzen, Fähigkeiten und Einstellungen von 15-Jährigen Schülerinnen und Schülern im Zentrum des wissenschaftlichen Interesses. Eine erste Studie, vorgestellt im Dezember 2001, zeigte einen entsprechenden Leistungsvergleich innerhalb der 32 Teilnehmerstaaten. Teil zwei - "PISA-E" - folgte im Juni 2002. Datengrundlage für den Vergleich zwischen den einzelnen deutschen Ländern waren die Ergebnisse der nationalen Ergänzungsstudie, an der rund 34.000 Schülerinnen und Schüler an 1470 deutschen Schulen teilnahmen. Mit dem jetzt präsentierten dritte Teil legt das ausführende Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Berlin einen "vertieften Länderbericht" vor, in dem auf 432 Seiten detaillierte Analysen zu diversen Themenbereichen gegeben werden. - Das PISA-Projekt ist längerfristig und kontinuierlich angelegt: Im Frühsommer dieses Jahres wird der nächste Untersuchungs-Zyklus starten. In ihm geht es schwerpunktmäßig um die Erfassung mathematischer Grundbildung geht. Daran nehmen wiederum rund 85 sächsische Schulen teil.