Dürreschäden: Flath warnt vor Horrorszenarien

24.07.2003, 10:46 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Sachsens Umwelt- und Landwirtschaftsminister Steffen Flath hat davor gewarnt, angesichts der Trockenheitsschäden in der Landwirtschaft frühzeitig Horrorszenarien herbeizureden. "Abgerechnet wird am Schluss, wenn die Ernte in der Scheune ist", sagte Flath bei der Vorstellung des Agrarberichtes am Donnerstag, 24 Juli, in Prausitz. Von einer Katastrophenernte in ganz Sachsen könne zum jetzigen Zeitpunkt keine Rede sein, sagte der Minister. Enorme Ernteeinbußen von bis zu 70 Prozent gebe es vor allem im Norden und Nordosten von Sachsen während in den übrigen Teilen des Freistaates die Erträge nur geringfügig unter dem langjährigen Durchschnitt liegen würden. Für ganz Sachsen werde nach vorläufigen Schätzungen ein Minderertrag um 20 bis 30 Prozent gegenüber dem langjährigen Durchschnitt erwartet. Kritik übte Flath an der Bundesregierung. "Würde Frau Künast die geplanten Kürzungen bei dem Agrardiesel und den agrarsozialen Sicherungssystemen zurücknehmen und die im Herbst anlaufende Modulation aussetzen, wäre den Bauern dauerhaft mehr geholfen als durch kurfristige Dürrehilfen.

Für existenzbedrohte Betriebe habe der Freistaat ein Bündel an Hilfsmaßnahmen geschnürt, so Flath weiter. So stünden den Betrieben zinsverbilligte Kredite, Betriebsmitteldarlehen und eine Notstandsbeihilfe von bis zu 10 000 Euro zur Verfügung. Darüber hinaus dürften Stilllegungsflächen zu Futterzwecken genutzt werden. Der Freistaat ha-be zudem eine Abschlagszahlung auf die Ausgleichzulage ermöglicht, um Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Außerdem bestünden Stundungsmöglichkeiten von Beitrags- und Pachtzahlungen.

Laut Agrarbericht konnten die sächsischen Landwirte im abgelaufenen Wirtschaftjahr 2001/2002 (Stichtag 30.6.2002) im Einkommen zulegen. So erhöhten sich die durchschnittlichen Einkommen je Arbeitskraft bei den Personengesellschaften (GbR, KG, OHG) um 0,9 Prozent auf 26 782 Euro, bei den Haupterwerbsbetrieben um 3,8 Prozent auf 23 828 Euro und bei den juristischen Personen (Genossenschaften, GmbH) um 10,3 Prozent auf 24 059 Euro. Die höchsten Einkommenssteigerungen konnten reine Ackerfruchtbetriebe erzielen, wohingegen bei viehhaltenden Unternehmen die Einkommen rückläufig waren. Für das am Ende Juni dieses Jahres abgelaufene Wirtschaftsjahr 2002/2003 schloss Flath eine Verschlechterung der Ertragslage nicht aus. Als Gründe nannte der Minister die ungünstige Witterung im Winter und Frühjahr sowie sinkende Milchpreise. In Sachsen bewirtschafteten im letzten Jahr 6 304 Landwirtschaftsbetriebe 919 290 Hektar, davon 725 150 Hektar Acker- und 187 820 Hektar Grünland. Gegenüber dem Vorjahr sank die Zahl der Betriebe um 131, wobei die durchschnittliche Betriebsgröße mit 143 Hektar gerinfügig anstieg. Bei den weichenden Unternehmen handelt es sich in erster Linie um kleine Einzelunternehmen. "Aus der Betriebsaufgabe resultierte eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der verbleibenden Unternehmen", so Flath.

Der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche stieg um 7,4 Prozent auf 18 693 Hek-tar. Damit werden rund zwei Prozent der gesamten Landwirtschaftsfläche ökologisch bewirtschaftet. Die Zahl der Öko-Betriebe nahm um 6,3 auf 254 zu.

Dem Agrarbericht zufolge wurden im vergangenen Jahr weniger Schweine und Rinder gehalten. Der Bestand an Schweinen sank um 0,9 Prozent auf 629 512. Ursache war vor allem die rückläufige Preisentwicklung beim Schweinefleisch. Der Rinderbestand ging um 2,4 Prozent auf 522 192 zurück. Die jährliche Milchleistung der 205 220 Milchkühe stieg um 161 Kilogramm auf 7 790 Kilogramm je Kuh.

Der Gesamtumsatz der sächsischen Ernährungswirtschaft ging um 1,3 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro zurück, wohingegen die Exportquote sächsischer Produkte leicht von 4,05 auf 4,09 Prozent stieg.

Die sächsische Speisefischerzeugung sank gegenüber dem Vorjahr um 12,5 Prozent auf 2 931 Tonnen. Das war der niedrigste Wert seit 1990. Ursache waren die schlechten Produktionsergebnisse beim Karpfennachwuchs. Sachsen hat 8 400 Hektar Teichfläche.

Immer mehr Landwirte gehen schonend mit dem Boden um. So stieg die Mulchsaatfläche (pfluglose Bodenbearbeitung) von 151 832 auf 175 692 Hektar. Auf 25 Prozent der Ackerfläche leisten Landwirte damit einen wirkungsvollen Hochwasserschutz. Die Stickstoffbelastung der Böden fiel auf 70 Kilogramm je Hektar. Das ist der zweitniedrigste Wert seit 1990. Damals betrug der Stickstoffgehalt der Böden 120 Kilogramm je Hektar.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft

Pressesprecher Dr. Frank Bauer
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