Von der Stecknadel zum digitalen Pfeil
15.03.2004, 12:57 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Staatsminister Horst Rasch informiert sich über neueingeführtes Programm EUSka
Innenminister Horst Rasch informierte sich heute in der Polizeidirektion Dresden über die Anfang des Jahres neu eingeführte Elektronische Unfalltypensteckkarte (EUSka). Mit EUSka hat die sächsische Polizei nunmehr ein hochmodernes System zur Unfallauswertung, dass die bisherigen Unfallsteckkarten mit verschieden farbigen Stecknadeln abgelöst hat.
„Mit EUSka steht der Polizei nun ein Hilfsmittel zur Verfügung, dass die Arbeit der Polizei nicht nur ökonomischer sondern vor allem effektiver gestaltet und es den Unfallkommissionen erlaubt, noch schneller und gezielter Unfallhäufungsstellen zu erkennen und diese mit entsprechenden Abhilfemaßnahmen zu entschärfen“, erklärte Staatsminister Rasch bei der Vorstellung von EUSka.
Das Erkennen und Untersuchen von Verkehrsunfallhäufungsstellen erforderte in der Vergangenheit einen enormen manuellen Aufwand. Künftig werden die erforderlichen Daten über das polizeiliche DV-System IVO bei der Verkehrsunfallaufnahme erfasst und über eine Schnittstelle in das Programm der Elektronischen Unfalltypensteckkarte übernommen. Nach Übernahme der Daten erfolgt eine verkehrsunfallstatistische Plausibilitätsprüfung sowie die elektronische Lokalisierung des Unfalls auf der digitalen Karte.
Mit diesem Arbeitsschritt werden jedem Unfalldatensatz geografische Koordinaten zugeordnet. Diese sind Bestandteil der EUSka-Datenbank. Dadurch können alle notwendigen Recherchen mit konkreten Ortsbezug in kürzester Zeit über das Modul „Auswertung“ geführt werden.
Die Elektronische Unfalltypensteckkarte (EUSka) vereinfacht damit die Arbeit der Polizei bei der Erkennung von Unfallhäufungsstellen und ermöglicht eine schnellere Reaktion der Verkehrsunfallkommissionen. Darüber hinaus besteht jederzeit die Möglichkeit, Lagebilder z.B. zu spezifischen Verursachern bzw. Beteiligungsgruppen abzurufen. Ein weiterer Vorteil ist die qualitativ hochwertige Bereitstellung der Verkehrsunfalldaten auf elektronischem Wege für das statistische Landesamt zur Weiterverarbeitung in der Landes- bzw. Bundesstatistik. Der bislang notwendige Versand von Verkehrsunfallanzeigen in Papierform gehört damit der Vergangenheit an.
Geplant hat EUSka das Institut für Straßenverkehr in Köln (jetzt Verkehrstechnisches Institut der Deutschen Versicherer mit Sitz in Berlin) des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) in enger Zusammenarbeit mit Vertretern der Innenministerien und der Polizei. Mit dem Vertrieb und Service des Softwareprodukts wurde die PTV Planung Transport Verkehr AG in Karlsruhe betraut. Polizeidienststellen erhalten die Software kostenfrei. Neben dem Freistaat Sachsen haben auch die Polizeien der Länder Thüringen, Sachsen-Anhalt (in Vorbereitung) und Baden-Württemberg dieses Programm eingeführt.
Hintergrund-Infos: Täglich ereignen sich in einer Großstadt wie Dresden rund 45 Verkehrsunfälle mit sechs Leicht- und einem Schwerverletzten. Aller 23 Tage ist bei einem Verkehrsunfall ein Getöteter zu beklagen.
Die ortsbezogene Auswertung von Straßenverkehrsunfällen ist ein wesentliches Instrument zur Verhinderung von Verkehrsunfällen. Mit dieser sogenannten „örtlichen Unfalluntersuchung“ sollen unfallauffällige Bereiche erkannt und näher untersucht werden. Durch die Auswertung von Straßenverkehrsunfällen in straßenbaulicher und straßenverkehrstechnischer Hinsicht sollen die Besonderheiten der Straße und des Verkehrsablaufes sowie typische Verhaltensweisen der Fahrzeugführer aufgedeckt werden, die die Entstehung von Straßenverkehrsunfällen begünstigen.
In den Kreisfreien Städten und Landkreisen des Freistaates haben sich Verkehrsunfallkommissionen gebildet. Die Kommissionen setzen sich aus den örtlich zuständigen Straßenverkehrs- und -baubehörden sowie den örtlich zuständigen Polizeidienststellen zusammen. Gegebenenfalls werden weitere Behörden und Institutionen wie Stadtplanungsämter, Verkehrsbetriebe, örtliche Verkehrswachten oder Schulverwaltungsämter mit einbezogen.
Aufgabe der Verkehrsunfallkommission ist es, für unfallauffällige Bereiche mögliche Abhilfevorschläge zu finden und Maßnahmen zu deren Umsetzung zu beschließen. Zur Entschärfung eines Unfallschwerpunktes kann die Kommission die Anordnung über die Aufstellung oder Entfernung von Verkehrszeichen und/oder –einrichtungen, straßenbauliche Maßnahmen oder Verkehrsüberwachungsmaßnahmen durch den Polizeivollzugsdienst bzw. durch die Landratsämter und Bürgermeisterämter der Kreisfreien Städte einzeln oder im Komplex beschließen und umsetzen.