Ministerpräsident Milbradt überreicht Sächsischen Verdienstorden an fünfzehn Persönlichkeiten

13.01.2006, 13:14 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Am kommenden Montag, den 16. Januar, wird Ministerpräsident Georg Milbradt fünfzehn Bürgerinnen und Bürger, die sich in herausragendem Maße in oder für Sachsen engagiert haben, mit dem Sächsischen Verdienstorden auszeichnen. Die Feierstunde findet ab 14 Uhr im Gobelinsaal der Gemäldegalerie Alte Meister (Semperflügel des Dresdner Zwingers) statt. Der Sächsische Verdienstorden ist die höchste Auszeichnung der Sächsischen Staatsregierung. Nachfolgend sind die Ordenskandidaten sowie die wesentlichen Gründe der jeweiligen Ehrung aufgeführt:

Jörg Baumgärtel, Rottenburg am Neckar
Das Eisenbahnwesen hat in Sachsen eine lange und reiche Tradition. Bereits im Jahr der Gründung des Deutschen Kaiserreiches besaß Sachsen das dichteste Eisenbahnnetz unter den deutschen Staaten. Dank der Initiative Jörg Baumgärtels konnte das Eisenbahnmuseum Dresden-Altstadt erhalten und weitergeführt werden. Gleichermaßen zeichnet er für den Erhalt und die Fortführung der Dresdner Dampflokfeste verantwortlich. Als Vorsitzender des Vereins „Interessengemeinschaft Bahnbetriebswerk Dresden-Altstadt“ widmete sich Herr Baumgärtel der Bewahrung und Darstellung der technischen Eisenbahngeschichte im Raum Dresden und in Sachsen.
Rosemarie Becker, Dresden
Rosemarie Becker hat aktiv am Aufbau der „Dresdner Seniorenakademie Wissenschaft und Kunst“ mitgewirkt. Ihr ist es maßgeblich zu verdanken, dass das Seniorenstudium zu einer festen Größe in Dresden geworden ist. Dank ihrer vor allem auch inhaltlichen Arbeit hat diese Institution deutschlandweit Anerkennung gefunden. Neben der intensiven ehrenamtlichen Tätigkeit trieb Frau Becker die Gründung der Stiftung „Dresdner Seniorenakademie“ voran, deren Vorsitzende sie ist.

Paul Bojack, Freiberg
Paul Bojack wird für sein langjähriges kulturelles Engagement und für sein Lebenswerk als Maler mit dem Sächsischen Verdienstorden ausgezeichnet. Nach dem Krieg nahm er Mal- und Zeichenunterricht an der Volkshochschule Freiberg und war Gründungsmitglied des Mal- und Zeichenzirkels der Bergakademie, indem er über Jahrzehnte ehrenamtlich mitwirkte. Herr Bojack begleitete viele junge Menschen auf ihrem Weg der künstlerischen Ausbildung und gehörte folgerichtig 1991 zu den Mitbegründern des Freiberger Kunstvereins. Mehr als 40 Jahre lang gestaltete er die Jahreslosungen der evangelischen Kirchengemeinden. In großformatigen Linolschnitten schuf er Bilder aus dem Alten und Neuen Testament. Diese wurden jährlich in Postkartengröße innerhalb von ganz Deutschland verschickt. Sie galten als ein Signal aus dem Osten Deutschlands und als ein Bindeglied im Geiste zwischen den Christen in Ost- und Westdeutschland.

Dr. Günther Bormann, Glauchau
Die Entwicklung von Städten und Gemeinden in Ostdeutschland hing nach der Wende entscheidend vom Einsatz engagierter Bürgerinnen und Bürger ab. Dr. Günter Bormann hat sich durch langjähriges ehrenamtliches politisches Engagement in der großen Kreisstadt Glauchau seit der Wende hervorragende Verdienste erworben. Über 14 Jahre war er als ehrenamtlicher Glauchauer Stadtrat tätig und bekleidete herausgehobene Funktionen. So war Herr Dr. Bormann Vorsitzender einer Stadtratsfraktion, Präsident der Stadtverordnetenversammlung und ehrenamtlicher Stellvertreter des Oberbürgermeisters. Sein engagiertes Wirken im gesellschaftlichen Leben der Stadt Glauchau trug maßgeblich dazu bei, dass auf kommunaler Ebene demokratische Verhältnisse einziehen und entwickelt werden konnten.

Werner Dornscheidt, Düsseldorf
Nach der Wende waren die Voraussetzungen für Messen in Leipzig, dem ältesten Messeplatz der Welt, fast vollständig entfallen. Leipzig war im internationalen Messewettbewerb fast unbedeutend geworden. In den Jahren des Wirkens von Werner Dornscheidt konnte sich die Stadt als Messeplatz in der Welt wieder neu positionieren und sich zu einem stabilen Faktor in der Region entwickeln. Trotz des hart umkämpften Marktes gelang es ihm, große internationale Messen wie z. B. Automobil International, Baufach oder das Weltcupturnier im Reitspringen in Leipzig zu verankern. Unter Zurückstellung eigener Interessen übte Herr Dornscheidt zahlreiche Ehrenämter aus. Auch nach seinem Ausscheiden als Geschäftsführer der Messe Leipzig führt er sein ehrenamtliches Engagement fort.

Ingeborg Eule, Bautzen
Der Orgelbau hat in Sachsen eine lange und hoch entwickelte Tradition. Ingeborg Eule hat sich um die Fortführung dieser Tradition hervorragende Verdienste erworben. Als Betriebsinhaberin der Herrmann Eule-Orgelbau erlebte sie nach dem frühen Tod des Mannes 1972 die Enteignung der Firma. 1990 wurde ihrem Antrag auf Reprivatisierung stattgegeben. In der Folgezeit sanierte und modernisierte sie das Unternehmen nach dem neuesten Stand ohne staatliche Fördermittel. Entsprechend des traditionell guten Rufes der Firma Eule-Orgelbau führte Frau Eule die Firma fachlich zu neuem Weltniveau. Neben ihrem mehr als tagesfüllenden Engagement für die Firma ist sie ehrenamtlich tätig. Maßgeblich wirkte sie beispielsweise an der Einrichtung des Lausitzer Musiksommers mit. Zu erwähnen ist ferner, dass es Frau Eule gegen den Widerstand staatlicher Stellen gelungen ist, vor der Sprengung der Leipziger Universitätskirche Teile der Universitätsorgel auszubauen und sie so vor der Zerstörung zu bewahren. Dank ihrer Unterstützung ist die Taucherkirche in Bautzen, ein ebenso altes wie hervorragendes Kulturdenkmal, jetzt außen und innen renoviert.

Peter Gehrisch, Dresden
Peter Gehrisch hat sich um die Literatur in Sachsen und den Kulturaustausch mit Polen und Tschechien hervorragende Verdienste erworben. Er ist Mitherausgeber und verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift für Literatur und Kunst OSTRAGEHEGE. Durch das außerordentliche Niveau ist diese Zeitschrift eine wichtige kulturelle Stimme. Sie bietet nicht nur sächsischen sondern auch Autoren aus ganz Deutschland sowie aus den Nachbarländern Polen und Tschechien eine Plattform. Herr Gehrisch organisierte zahlreiche Autorentreffen, die im großen Maße zu dem guten nachbarschaftlichen Verhältnis zwischen Sachsen und seinen polnischen und tschechischen Grenzregionen geführt haben. Auch sein eigenes schriftstellerisches Werk ist dem Gedanken der Verständigung und Versöhnung mit den Nachbarstaaten gewidmet.

Heinz-Jürgen Guddat, Annaberg-Buchholz
Die kursächsischen Postmeilensäulen und die königlichsächsischen Meilensteine sind eine kulturhistorische Besonderheit. Für die historische Verkehrswegeforschung sind sie von unschätzbarem Wert. Auf den kursächsischen Postmeilensäulen sind die Reisestrecken zu einzelnen Orten in der jeweiligen Tageszahl angegeben. Seit mehr als dreißig Jahren arbeitet Heinz-Jürgen Guddat ehrenamtlich in der Forschungsgruppe „Kursächsische Postmeilensäulen“ mit. Mit hohem persönlichen Einsatz organisierte er mit den jeweiligen Straßenbauämtern die Sicherung und Bergung der noch vorhandenen Meilensteine. Mit der Auszeichnung erfährt das lange und intensive Engagement von Herrn Guddat für einen wichtigen Teil sächsischer Geschichte, insbesondere Verkehrs- und Wirtschaftsgeschichte, die verdiente Würdigung.

Dr. Wolfram Hoschke, Chemnitz
Seit der Gründung steht Dr. Wolfram Hoschke an der Spitze der Industrie- und Handelskammer Süd-West-Sachsen, die die Region von Chemnitz bis Plauen umfasst. Mit hohem persönlichem Einsatz und unter Zurückstellung persönlicher Interessen beförderte er die Gründung und Entwicklung von Unternehmen in der Region. Parallel dazu förderte er die Verflechtung der hervorragend entwickelten Wissenschaft mit den Unternehmen. Damit schuf Herr Dr. Hoschke eine gelungene Brücke zwischen den Universitäten und Hochschulen zu vielen Unternehmen. Durch sein außergewöhnliches berufliches und ehrenamtliches Engagement hat er sich um die wirtschaftliche Entwicklung Süd-West-Sachsens hervorragende Verdienste erworben.

Dr. Andrzej Michalowski, Warschau
Dass der Fürst-Pückler-Park Bad Muskau Aufnahme in das Weltkulturerbe gefunden hat, ist auf polnischer Seite maßgeblich das Verdienst von Dr. Andrzej Michalowski. Er hat mit dazu beigetragen, dass der Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau zu beiden Seiten des Grenzflusses Neiße wieder zu einem prachtvollen Gesamtensemble ganz im Sinne des Pücklerschen Parkkonzeptes auferstanden ist. In zäher Arbeit gelang es ihm, den Parkteil auf der polnischen Seite aus dem Forstbestand herauszulösen und ihn als Gartendenkmal widmen zu lassen. Innerhalb einer sehr kurzen Zeitspanne von nur elf Jahren erfuhr der Park eine dramatisch zu nennende Veränderung. Dies führte dazu, dass der Park auf der deutschen Seite schon bald in die Liste der 20 bedeutendsten Kultureinrichtungen der ostdeutschen Bundesländer aufgenommen wurde. Auf polnischer Seite erfuhr er die Aufnahme in die exklusive Riege der Denkmäler mit nationaler Bedeutung. Krönender Abschluss der Bemühungen um den Fürst-Pückler-Park Bad Muskau war die Anerkennung des Parks als deutschpolnische Weltkulturerbestätte der UNESCO.

Angelika Neumann, Riesa
Angelika Neumann hat sich mit außerordentlichem und vorbildlichem ehrenamtlichem Engagement als Seelsorgehelferin in der Straffälligenhilfe hervorragende Verdienste erworben. Die Straffälligenhilfe ist eine der schwierigsten ehrenamtlichen Tätigkeiten. Für die von ihr in den Justizvollzugsanstalten Zeithain, Bautzen, Dresden, Torgau und Waldheim Betreuten ist Frau Neumann eine gesuchte und unerschütterliche Ansprechpartnerin. Ungeachtet ihrer eigenen Arbeitslosigkeit setzt sie sich uneigennützig für diese Menschen ein und gibt ihnen jede Hilfe zur Eingliederung in die Gesellschaft.

Manfred Richter, Neuhausen/Erzgebirge
Dresden und seine Region werden oft als Saxon Silicon Valley wegen der Konzentration von Unternehmen der Mikroelektronik genannt. Dazu hat Manfred Richter durch sein hervorragendes berufliches Engagement beigetragen. Sein Name ist maßgeblich verbunden mit der Erhaltung, Sanierung und Sicherung des Halbleiterstandortes Freiberg. Nach der Wiedervereinigung setzte er sich für den Erhalt des VEB Spurenmetalle Freiberg ein und wurde Geschäftsführer der neu gegründeten Freiberger Elektronikwerkstoffe GmbH. Aus der Neustrukturierung gingen drei Geschäftsfelder: die Produktion und Verarbeitung von Solarsilizium, von Elektroniksilizium und von Galiumarsenit hervor. Freiberg erhielt damit eine neue industrielle Grundlage, die Hoffnung und Zuversicht für die Zukunft vermittelte. Herr Richter wurde Werkleiter der Wacker Siltronic AG, Werk Freiberg. Im Wettbewerb mit anderen Standorten in Asien und in den USA sicherte er den Halbleiterstandort Freiberg. Besonders herauszuheben ist die Wiederaufnahme der firmeneigenen Berufsausbildung. Im September des Jahres 2004 konnte der Standort auf 52 Auszubildende verweisen.

Ministerpräsident a. D. Erwin Teufel, MdL, Spaichingen
Dass die sächsische Verwaltung ihren jetzigen guten Entwicklungsstand erreicht hat, ist maßgeblich durch den Einsatz des Ministerpräsidenten a. D. Erwin Teufel möglich geworden. Er sah es nach seiner Amtsübernahme als eine seiner großen Aufgaben an, die von seinem Vorgänger im Amt initiierte Verwaltungshilfe für Sachsen fortzuführen. Er sorgte dafür, dass ca. 700 Beamte und Angestellte aus Baden-Württemberg Dienst im Rahmen der Aufbauhilfe in den Staatsministerien und in nachgeordneten Landesbehörden Sachsens leisteten. Darüber hinaus nahm Baden-Württemberg Mitarbeiter aus der Sächsischen Verwaltung im Rahmen eines Traineeprogrammes zur Qualifizierung in eigenen Landesbehörden auf. Weiterhin gewährleistete Ministerpräsident a. D. Teufel die Ausbildung des sächsischen Verwaltungsnachwuchses durch die Bereitstellung von Studienplätzen an der Fachhochschule in Ludwigsburg.

Herbert Weimert, Dresden
Herbert Weimert hat sich durch ein mehr als 40-jähriges ehrenamtliches Engagement im Orthopädie-Schuhmacher-Handwerk hervorragende Verdienste erworben. Er selbst hat in seiner beruflichen Tätigkeit 24 Lehrlinge und 21 Gesellen ausgebildet. Maßgeblich war er an der Wiedereröffnung der Meisterschule für die Orthopädie-Schuhtechnik in Siebenlehn beteiligt. Das Geschäft und die Werkstatt von Herrn Weimert wurde vom Augusthochwasser 2002 völlig zerstört. Da er seinen zwölf Mitarbeitern die Arbeitsplätze erhalten wollte, baute er im Alter von 70 Jahren noch einmal das Unternehmen neu auf. In dieser kritischen Phase stellte er die Verantwortung für das Orthopädiehandwerk nicht zurück und ließ sich zusätzlich noch im September 2002 erneut zum Obermeister der Innung für Orthopädieschuhtechnik wählen.

Frieder Balthasar Wendelin, Dresden
Mit vollem Einsatz, weit über das berufliche Maß hinaus und ohne an die eigene Sicherheit zu denken, hat Pfarrer Frieder Balthasar Wendelin sich in der DDR für politische Häftlinge eingesetzt. In der Wendezeit bewirkte er durch außerordentliches Verhandlungsgeschick die Freilassung der letzten politischen Häftlinge. Zusammen mit einem westdeutschen ehemaligen Richter sichtete und überprüfte er im Herbst 1990 nach der Wiedervereinigung die Urteile der noch Inhaftierten. Besonders ging es Herrn Wendelin hierbei auch um die alten Männer im Gefängnis „Bautzen II“, die wegen Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit noch inhaftiert waren.

Die Anzahl der Träger des Verdienstordens des Freistaates Sachsen ist mit dieser Verleihung auf insgesamt 145 gestiegen. Der Orden wird seit 1997 für Verdienste um den Freistaat Sachsen auf sozialem, wissenschaftlichem, kulturellem, wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Gebiet verliehen. Maximal 500 Persönlichkeiten können Träger des Verdienstordens sein.
Die ausführlichen Vorschlagsbegründungen erhalten Sie in der Pressestelle der Sächsischen Staatskanzlei: Herr Anlauf, Tel. 0351 / 564 1315.


Kontakt

Sächsische Staatskanzlei

Regierungssprecher Ralph Schreiber
Telefon: +49 351 564 10300
Telefax: +49 351 564 10309
E-Mail: presse@sk.sachsen.de
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