Ein Dämpfer, der Leben rettet
07.12.2009, 10:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Autobahnamt macht Anschluss Leipzig-Mitte sicherer
Das Autobahnamt Sachsen hat die vier Ausfahrmöglichkeiten der A14 am Anschluss Leipzig Mitte mit neuartigen Anpralldämpfern ausgerüstet. Das sind schwebend aufgehängte dreieckige Kästen voller Blechrollen, welche die Schäden von Anprallunfällen vermindern, in dem sie sich nachgiebig verformen. Die Kosten der Lebensretter liegen bei 80.000 Euro.
Autofahrer, die in Leipzig-Mitte, gleich aus welcher Richtung, die Autobahn verlassen, überschätzen immer wieder die Gesetze der Physik. Zu schnell in die Kreisel einfahrend, treibt es ihre Autos nach außen. Dabei ist hier das Tempo bereits auf 60 begrenzt. Doch das halten viele für einen "Witz" und verlassen sich lieber auf ihre elektronischen Helferlein wie automatische Bremskontrolle und Spurassistent.
Das ist gerade in den Dreiecken zwischen Parallelbahn und Kreiseleinfahrt ein gefährliches Spiel mit der Fliehkraft. Denn hier stehen, auf massiven Betonfundamenten aufsitzend, die Stahlstützen der großen blauen Hinweisschilder. Der bisherige Leitplankenschutz erwies sich zunehmend als unwirksam. Wenn die Planken davor – aus Sicherheitsgründen - in den Boden versenkt sind, wirken sie wie Abschussrampen für einen freien Flug, der spätestens am Schildermast abrupt endet, wobei sich der Mast in der Regel als der Stärkere erweist.
2008 hat es an diesen Stellen in Fahrtrichtung Magdeburg 38 Mal gekracht, in Richtung Dresden 29 Mal, 2009 waren es bereits 31 bzw. 25 Unfälle, davon etliche mit zum Teil schwer Verletzten. Das teilt das Autobahnpolizeirevier Westsachsen auf Anfrage freundlicherweise mit.
Die Kontrahenten – Betonfundament bzw. Mast einer- und Autofahrer andererseits – werden jetzt von den Blechrollen getrennt. Sie nehmen die Anprallenergie auf, indem sie sich wie eine Ziehharmonika zusammenschieben lassen. Zwar müssen sie künftig nach jedem Unfall repariert oder komplett erneuert werden, doch nach der Einmalausgabe durch das Autobahnamt werden dafür künftig die Versicherungen der Unfallverursacher - mit maximal 20.000 Euro - zur Kasse gebeten. Ein Sarg mag billiger sein, doch dafür bleibt man am Leben.
Die rechtzeitige Bedienung des Bremspedals mag die sicherste Variante seiin, doch da das Autobahnamt mit dieser Ansicht offenbar alleine steht, will es solche Dämpfer künftig häufiger installieren; überall dort, wo massive oder auch teure Hindernisse (wie etwa Messeinrichtungen), die "gerne" umgefahren werden, nahe der Autobahn stehen. Beispiel Tunnel Königshainer Berge an der A4: Wenn die Röhren geschlossen werden, weisen große Schilder auf die rechtzeitige Abfahrt hin. Diese mussten ebenfalls bereits durch Anpralldämpfer geschützt werden.