Staatsregierung beschließt Roadmap zur Gestaltung des demografischen Wandels in Sachsen
27.04.2010, 13:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Dresden (27.04.2010) – Mit einem ressortübergreifenden Handlungskonzept gestaltet die Sächsische Staatsregierung den demografischen Wandel. Dies beschloss das Kabinett in seiner heutigen Sitzung. Damit ist Sachsen das erste Land mit einem konkreten Konzept. „Diese Roadmap begreift das Thema Demografie als wichtiges und über allen politischen Entscheidungen stehendes Querschnittsthema. Mit dem Arbeitspaket der Staatsregierung führen wir innerhalb der Ministerien und im Zusammenwirken mit den Kommunen und der Bundesregierung ein koordiniertes Handeln der unterschiedlichen Akteure herbei“, sagte der Chef der Staatskanzlei, Staatsminister Johannes Beermann, heute in Dresden. Die Staatsregierung setze sich klare aber realistische Ziele mit Blick auf die nächsten 20 Jahre und konzentriere sich dabei auf die Entwicklungsschwerpunkte Wirtschaft, Bildung und Solidarität, ergänzte Beermann.
Das Handlungskonzept formuliert folgende strategische Aufgaben:
•Eine moderne und zukunftsfähige Verwaltung schaffen (u.a. Durchführung einer umfassenden Aufgaben-, Ausgaben- und Strukturkritik, Beschränkung auf Kernaufgaben, hohe Servicequalität, zunehmende Digitalisierung)
•Bedingungen für Beschäftigung und Einkommen verbessern (u.a. Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Fachkräftesicherung, Stärkung und gezielte Förderung von Industrie und Handwerk sowie der Gesundheitswirtschaft)
•Lebenslanges Lernen und Innovationsfähigkeit fördern (u.a. frühkindliche Bildung, Schulentwicklung, Weiterbildung und Qualifizierung, soziale und interkulturelle Bildungskompetenz, Forschung und Entwicklung)
•Regionale Daseinsvorsorge sichern (u.a. Schullandschaft, medizinische Versorgung, Altenhilfe, Pflegedienste, Brandschutz und Rettungswesen, öffentliche Sicherheit und Ordnung, schneller Internetzugang, ÖPNV, Kultur)
•Generationenübergreifendes Miteinander verstetigen (u.a. Ehrenamt, aktive Bürgerbeteiligung, Generationendialog)
•Umbau der Siedlungs- und Versorgungsstruktur fortsetzen (Stadt- und Dorfumbau, Beseitigung des Funktionsverlusts von Gebäuden, generationengerechtes Wohnen, Sicherung der Ver- und Entsorgung)
•Chancen des aktiven Alterns nutzen (u.a. Alterseinkommen, „Seniorenscouts“, bürgerschaftliches Engagement)
„Die erkennbaren demografischen Entwicklungstrends können wir damit nicht aufhalten oder gar rückgängig machen. Aber wir wollen und werden sie aktiv gestalten. Die Staatsregierung stößt mit ihrem Handlungskonzept eine gesamtgesellschaftliche Diskussion über die zu treffenden Maßnahmen an“, sagte Beermann. „Wir müssen über das Tagesgeschäft hinausschauen und haben das ehrgeizige Ziel, die demografische Entwicklung langfristig und positiv für den Freistaat Sachsen zu beeinflussen.“
Folgende Maßnahmen sind vorgesehen:
•Erarbeitung vorausschauender Lösungsvorschläge (Ziele, Prozessabläufe und konkrete Maßnahmen) durch die Ressorts
•Einführung eines Demografiechecks für zukünftige Planungs- und Investitionsentscheidungen
•Ausbau von E-Government zur flächendeckenden und hochwertigen Versorgung der Bevölkerung mit öffentlichen Dienstleistungen
•Weiterentwicklung der strategischen und landesgesetzlichen Planungsinstrumente für den Raum- und Städtebau sowie Fortschreibung des Landesentwicklungsplans 2003
•Weltoffenheit Sachsens als wesentliche Grundlage für die Attraktivität des Freistaates bei der Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte etablieren
•Kommunen bei der Gestaltung des demografischen Wandels im Zuge regional differenzierter Entwicklungen helfen
•Modellregionen – in einem Wettbewerb ausgewählt - sollen eine Öffnung von Standards und eine innovative Regionalentwicklung erproben.
•Zusammenarbeit zwischen Kommunen fördern
Hintergrundinformationen zur demografischen Entwicklung im Freistaat Sachsen:
Entwicklungstrends (Genaue Statistiken siehe Anlage)
–Waren es 2008 noch 4,2 Millionen, werden 2020 laut Statistik nur noch 3,8 Millionen Menschen im Freistaat leben.
–von 2000 bis 2020: Verdopplung der über 80-Jährigen und gleichzeitig Rückgang der 15- bis 25-Jährigen um 50 Prozent
–von 2020 bis 2030: eine neuerliche deutliche Abnahme der unter 15-Jährigen und eine weitere Zunahme der über 65-Jährigen
–eine kontinuierliche Abnahme der Personen im erwerbsfähigen Alter
–Abnahme der Bevölkerungsdichte besonders in ländlichen Räumen
–eine weitere Verfestigung des Männerüberhangs insbesondere in der Altersgruppe 18 bis 35 Jahre
–eine Zunahme der Lebenserwartung
–eine längere aktive Lebenszeit
–ein Vier-Generationen-Lebenszyklus
Das Handlungskonzept Demografie (siehe Anlage)
Das Konzept ist zusammen mit weiteren Informationen zum demografischen Wandel im Internet unter www.demografie.sachsen.de abrufbar.