Kultusministerium schließt umfassende Arbeitszeituntersuchung ab
13.10.2025, 13:04 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Erstmals liefert Erhebung repräsentatives Bild von Arbeitszeit sächsischer Lehrkräfte und Schulleitungen
Im Frühjahr 2024 beauftragte das Sächsische Staatsministerium für Kultus (SMK) die Prognos AG mit einer groß angelegten Arbeitszeituntersuchung unter sächsischen Lehrkräften. Heute (13.10.2025) wurde der Abschlussbericht veröffentlicht.
Im Mittelpunkt der Untersuchung stand die vollständige Erfassung und Quantifizierung aller arbeitszeitrelevanten Tätigkeiten von Lehrkräften und Schulleitungen – sowohl im Unterricht als auch bei außerunterrichtlichen Aufgaben – über den Verlauf eines gesamten Schuljahres hinweg. Ziel war es, eine belastbare Datengrundlage zu schaffen, um die Unterrichtsversorgung und –qualität im Freistaat langfristig zu sichern.
Kultusminister Conrad Clemens: »Diese Arbeitszeituntersuchung setzt mit ihrer Detailtiefe neue Maßstäbe. Erstmals liegt uns ein umfassendes und vor allem repräsentatives Bild der Arbeitszeit von Lehrkräften und Schulleitungen vor. Ein Expertengremium wird die Ergebnisse in den kommenden Monaten auswerten und Empfehlungen erarbeiten. Eine Schlussfolgerung zeichnet sich schon jetzt ab: Lehrkräfte, die mehr arbeiten wollen, sollen das langfristig nutzen können. Deshalb werden wir freiwillige Arbeitszeitkonten einführen, mit denen Lehrkräfte ihre Unterrichtsverpflichtung für drei Jahre freiwillig erhöhen und nach einem Wartejahr für drei Schuljahre im gleichen Umfang wieder reduzieren können.«
Zur Arbeitszeituntersuchung:
Insgesamt nahmen 3.772 Lehrkräfte und 386 Schulleitungen an der Untersuchung teil. Dies entsprach etwa 14 Prozent aller sächsischen Lehrkräfte und rund 19 Prozent der Schulleitungen – womit eine solide Datengrundlage für verallgemeinerbare Aussagen geschaffen werden konnte. Die Teilnahme der per Zufallsstichprobe ausgewählten Personen war verpflichtend.
Die ausgewählten Lehrkräfte und Schulleitungen erfassten ihre Arbeitszeiten und Tätigkeiten eigenständig über ein gesamtes Schuljahr hinweg in einem webbasierten Zeiterfassungstool. Ergänzend zur Zeiterfassung wurden zu mehreren Zeitpunkten im Schuljahr Befragungen zum subjektiven Belastungsempfinden durchgeführt.
Die Ergebnisse variierten je nach Untersuchungsgruppe. Vollzeitlehrkräfte arbeiteten laut eigenen Angaben im Verlauf eines Jahres durchschnittlich -0,6 Prozent unter ihrem individuellen Soll, Teilzeitlehrkräfte durchschnittlich 5,8 Prozent darüber. Schulleitungen arbeiteten laut eigenen Angaben im Durchschnitt 7,8 Prozent über ihrem individuellen Soll – was einer durchschnittlichen Mehrarbeit von 2,6 Stunden pro Woche entsprach. Bei den Vollzeitlehrkräften glich sich die Mehr- und Minderarbeit über das Jahr hinweg fast aus, Teilzeitlehrkräfte leisteten im Durchschnitt eine wöchentliche Mehrarbeit von 1,4 Stunden.
Die individuellen Arbeitszeiten der Lehrkräfte wiesen große Spannweiten auf – im Minimum 15 Stunden Minderarbeit pro Woche, im Maximum bis zu 25 Stunden Mehrarbeit. Bei den Vollzeitarbeitskräften lag damit zwischen dem unteren und dem oberen Viertel der Lehrkräfte ein Unterschied von fast acht Stunden pro Woche.
Im Verlauf des Schuljahres stieg die Belastung der Lehrkräfte an, mit den Sommerferien fiel sie deutlich ab. Das subjektive Belastungsempfinden der Lehrkräfte wurde vor allem von strukturellen und organisatorischen Rahmenbedingungen geprägt. Die höchste subjektive Belastung entstand weniger durch didaktisch-pädagogische Kernaufgaben, sondern vor allem durch organisatorische Anforderungen, Ressourcenmangel, unklare Prozesse oder zusätzlich anfallende Aufgaben.
Weitere Ergebnisse können dem Abschlussbericht der Prognos AG entnommen werden: https://www.smk.sachsen.de/arbeitszeituntersuchung-4456.html
Ein interdisziplinär besetztes Expertengremium wird die Studienergebnisse ab November auswerten.