Digitale Laborbaustelle, Baurobotik, 3D-Fertigung: Strukturwandelprojekt wird das Bauen grundlegend verändern
22.08.2025, 13:32 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Zum Spatenstich des Construction Future Lab: Weitere InvKG-Fördermittel
Das Construction Future Lab – kurz CFLab – legt in Görlitz den Fokus auf die Kernfelder digitalisierten Bauens und setzt sich nicht weniger als die Zukunft des innovativen Bauens zum Ziel. Zum heutigen (22. August 2025) Spatenstich auf dem neuen Versuchsgelände an der Klingewalder Höhe in Görlitz hat Staatsministerin Regina Kraushaar CFLab-Geschäftsführer Prof. Dr. Jürgen Weber einen weiteren Fördermittelbescheid in Höhe von 6,2 Millionen Euro aus Mitteln des Investitionsgesetzes Kohleregionen (InvKG) überreicht.
Die Mittel, 90 Prozent Bundes- und zehn Prozent Landesförderung, werden in den Bau der Werkhalle mit Bürotrakt und Laboren sowie Außenanlagen investiert.
Staatsministerin Regina Kraushaar: »In der Bauwirtschaft fehlen Fachkräfte, die Kosten steigen und wir wollen schneller sowie nachhaltiger bauen. Dafür brauchen wir einen Innovationssprung. Im Lausitzer Revier ist das Feld für Innovation besonders gut bestellt: Über das Investitionsgesetz Kohleregionen können wir mit dem Construction Future Lab ein Projekt fördern, das – der Name ist Programm – Zukunft baut und das Bauen neu denkt. Über 6,2 Millionen Euro sind es heute, bereits 2023 wurden 9,1 Millionen Euro für das Lab überreicht: Über 15 Millionen Euro, die nicht nur Innovation und Nachhaltigkeit im Bauen voranbringen, sondern die auch dem Strukturwandel in der Lausitz Schwung geben.«
Die Staatsministerin weiter: »Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung arbeiten gemeinsam daran, die Lausitz als europäischen Vorreiter für digitales und nachhaltiges Bauen zu etablieren. Das Construction Future Lab soll hier baldmöglichst einen wichtigen Nachbarn bekommen: Wir wollen, dass das Bauforschungszentrum des Bundes ebenfalls in die Lausitz, konkret nach Bautzen kommt. Hierzu bin ich mit der Bundesbauministerin in sehr gutem Austausch und weiß die Region sowie die Landräte an meiner Seite. Mit dem Exzellenzcluster CARE für klimaneutrales und ressourceneffizientes Bauen in Dresden, einem Bauforschungszentrum des Bundes in Bautzen und dem Construction Future Lab in Görlitz wird es im Osten Sachsens eine starke Forschungslandschaft für das Bauen geben, das der Bauwirtschaft in ganz Deutschland Aufwind geben wird. Davon bin ich überzeugt.«
Prof. Dr. Jürgen Weber: »Die Bauindustrie in Deutschland steht vor massiven Herausforderungen: Sie ist eine der am wenigsten digitalisierten Branchen, leidet unter akutem Fachkräftemangel und trägt erheblich zu den globalen CO₂-Emissionen bei. Der aktuell geringe Automatisierungsgrad führt zu langen Bauzeiten, erhöhten Kosten und damit auch zu steigenden Preisen für Wohnraum. Mit dem Construction Future Lab schaffen wir in Görlitz einen Ort für Wissenstransfer und Partizipation, der Unternehmen, Start-ups, Forschende und Auszubildende zusammenbringt. Wir betreiben hier anwendungsnahe Forschung und Entwicklung im Bereich der Automatisierung und Digitalisierung von Baumaschinen und Bauprozessen. Gleichzeitig leisten wir einen aktiven Beitrag zum Strukturwandel in der Region – durch Kooperationen mit lokalen Bauunternehmen ebenso wie durch unsere Beteiligung an Wissensvermittlung und Austauschformaten. Unser Ziel ist es, praxisnah die Akzeptanz und Anwendung innovativer Technologien zu fördern, Daten und Schnittstellen zu standardisieren und so einen nachhaltigen, zukunftsorientierten Wandel der Bauindustrie voranzutreiben.«
CFLab: Lückenschluss zwischen Grundlagenforschung und marktnaher Anwendung
Das CFLab wurde 2022 als gemeinnützige Forschungs- und Entwicklungseinrichtung durch die Technische Universität Dresden gegründet. Die Gründungsmitglieder sind fünf Lehrstühle aus drei Fakultäten der Bereiche Baubetriebswesen, Angewandte Informatik, Antriebstechnik, Maschinenbau und Technisches Design. Das Team entwickelt und untersucht Technologien für das zukünftige digitalisierte und hochautomatisierte Bauen. Dabei soll die Lücke zwischen universitärer Grundlagenforschung und Entwicklung zur Marktreife geschlossen werden.
Bereits im März 2023 erhielt das CFLab Strukturwandel-Finanzmittel in Höhe von über 9,1 Millionen Euro für den Grunderwerb, die Grundausstattung mit Medien, die Anschaffung von projektbezogenen Geräten für die Forschungsarbeit sowie für Bauleistungen und Vorarbeiten auf dem Grundstück – in Summe mit dem heutigen Bescheid: 15,3 Millionen Euro. Vor allem auch für die zahlreichen kleinen und mittleren Unternehmen der Bauwirtschaft, die sich keine eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen leisten können, soll das CFLab Ansprechpartner sein.
Die erste Förderperiode des InvKG ist mit diesem Bescheid erfolgreich abgeschlossen
Das Construction Future Lab ist ein Projekt aus dem Bereich Forschungsinfrastruktur im Lausitzer Revier, das in der ersten Förderperiode, von 2020 bis 2026, aus dem InvKG gefördert wird. Mit der heutigen Bescheidübergabe sind im Lausitzer Revier insgesamt 119 Projekte mit einer Summe von 946 Millionen Euro (nur Bundesmittel) durch Bewilligungen gebunden und in der Umsetzung. Damit sind im Lausitzer Revier die Finanzhilfen der ersten Förderperiode vollständig gebunden. Ausgezahlt sind bisher rund 304 Millionen Euro (Stand 30. Juni 2025). Nach dem historischen Kohlekompromiss und dem Aufsetzen des Strukturstärkungs- sowie des Investitionsgesetzes Kohleregionen im Jahr 2020 ist damit ein erster großer Meilenstein erreicht.
Staatsministerin Kraushaar zur erfolgreichen Mittelbindung: »Wir haben in der Lausitz einen Meilenstein erreicht, auf den wir alle – besonders aber die kommunale Familie – stolz sein können! Es ist keinesfalls selbstverständlich, dass Förderungen des Bundes in einer solchen Geschwindigkeit abgenommen und für gute, zukunftsweisende Projekte umgesetzt werden können. Ich danke allen Akteuren im Revier. Gemeinsam sind wir auf dem Weg, die Lausitz aufzustellen für ein Leben, eine Zukunft, die über das Kohlezeitalter hinausreicht.
Hintergrund: Investitionsgesetz Kohleregionen
Mit dem Gesetz unterstützt der Bund die vom Braunkohleausstieg betroffenen Regionen bei der Bewältigung des dadurch verstärkten Strukturwandels mit bis zu 40 Milliarden Euro bis 2038. Fördergebiete in Sachsen sind die Landkreise Bautzen und Görlitz aus dem Lausitzer Revier und die Landkreise Leipzig, Nordsachsen sowie die Stadt Leipzig aus dem Mitteldeutschen Revier. Die Förderung wird u. a. für Projekte zur Herrichtung von Flächen für Unternehmen, zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse, zum Ausbau von Einrichtungen für Kinder und Jugendliche, zur Stadtentwicklung, zur Digitalisierung oder zum Bau von Infrastrukturen für Forschung oder zum Umwelt- und Klimaschutz gewährt. Antragsberechtigt sind Gemeinden, Landkreise und andere Träger der kommunalen Selbstverwaltung sowie sonstige öffentliche und private Träger, sofern diese öffentlichen Aufgaben erfüllen. Die Förderbedingungen für Sachsen sind in der Richtlinie des Freistaats zur Gewährung von Zuwendungen nach dem Investitionsgesetz Kohleregionen geregelt.