Archäologische Voruntersuchungen an der Trasse der Bundesstraße B169 abgeschlossen
17.07.2025, 11:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Pressetermin auf der Ausgrabung
Heute informierten die Fachleute vom Landesamt für Archäologie Sachsen vor Ort über die Ergebnisse der archäologischen Voruntersuchungen, die durch die Verlegung der Bundeststraße B 169 im 3. Bauabschnitt notwendig geworden sind und die zum 18. Juli 2025 abgeschlossen sind.
Hintergrund:
Zwischen Riesa und Salbitz entsteht derzeit das 3.neue Teilstück der Bundesstraße
B 169. Da der zukünftige Verlauf der Ausbaustrecke durch eine der fundreichsten Gegenden Sachsens führt, begleitet das Landesamt für Archäologie Sachsen (LfA) diese Maßnahme in enger Absprache mit dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASuV). Am 18. Juli werden die archäologischen Voruntersuchungen an der knapp 8 km langen Trasse abgeschlossen sein.
Bisherige Arbeiten:
Die Voruntersuchungen fanden in zwei Abschnitten statt und liefern wertvolle Einblicke in die historische Besiedlung und Nutzung des Gebietes:
Während die Arbeiten am 4,1 km langen Abschnitt Nord bereits im letzten Jahr von Mitte August bis Mitte November durchgeführt wurden, werden die vorbereitenden Arbeiten des 3,7 km langen Abschnitts Süd, die Mitte April dieses Jahres begannen, zum 18. Juli 2025 abgeschlossen.
Insgesamt wurden auf einer Fläche von 9,3 Hektar etwa 100 Suchschnitte mit zumeist 0,5 Meter Tiefe angelegt, um die archäologischen Befunde zu dokumentieren. Entdeckt wurden 774 Befunde, also durch Menschen verursachte Veränderungen im anstehenden Erdreich, von denen 171 auch Funde enthielten. Zu den wichtigsten Befunden zählen Pfostenreihen, Haus-grundrisse, Gräber sowie ein in Sachsen bisher sehr seltener rund 7000 Jahre alter Laufhorizont aus der Jungsteinzeit.
Wahrscheinlich handelt es sich auf dem Trassenverlauf um 17 mehr oder weniger dicht belegte Fundstellen unterschiedlicher Zeitstellung. Die Datierung erstreckt sich vom Frühneolithikum (5500 v. Chr.), dem Mittelneolithikum (3500 v. Chr.), dem Spätneolithikum (2500 v. Chr.), der Bronzezeit (1400 v. Chr.), der Eisenzeit und evtl. der Römischen Kaiserzeit (ca. 800 v. Chr. bis 375 n. Chr.) bis zum Mittelalter (1000 n. Chr.). Die Zeitbestimmungen erfolgen vor allem durch hunderte Keramikscherben, von denen die ältesten aus der frühen Jungsteinzeit (5500 v.Chr.) stammen. In diese Zeit datiert auch ein noch nicht geborgenes Depot, das mit Steingeräten abgedeckt wurde. Die Bergung des Depots erfolgte zum Pressetermin.
Zukünftige Arbeiten:
Nachdem durch die Voruntersuchungen ein Überblick über die betroffenen Fundstellen gewonnen werden konnte, beginnen nun die flächigen Ausgrabungen der einzelnen Fundstellen zunächst im Nordabschnitt voraussichtlich Mitte September 2025. Das Ausschreibungsverfahren beim LASuV läuft bereits. Dabei werden aber nur die Bereiche ausgegraben, die direkt durch Bodeneingriffe durch den Straßenbau gefährdet sind.
Gemeinsam mit dem LASuV wurde eine Priorisierung der Flächen vorgenommen, um voraussichtlich bis zum Jahresende Baufreiheit für dieweiteren Leistungen herzustellen. Dafür werden vier Fundstellen ganz und eine teilweise ausgegraben. Daran arbeiten ab September 2025 zwei Grabungsteams des Landesamtes für Archäologie Sachsen mit insgesamt bis zu 16 Mitarbeitern. Die Grabungsfläche der priorisierten Fundstellen im Abschnitt Nord beträgt dabei ca. 3,8 ha. Die übrigen Fundstellen dieses Abschnitts mit insgesamt 2,5 ha folgen dann 2026. Im Anschluss sollen dann ebenfalls beginnend noch in 2026 die Fundstellen des Abschnitts Süd ausgegraben werden.