Feierliche Eröffnung des Dokumentationszentrums »Offener Prozess« zum NSU-Komplex im Kulturhauptstadtjahr in Chemnitz
25.05.2025, 13:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Pressemitteilung der Sächsischen Staatsministerin für Soziales, Gesundheit und Gesellschaftlichen Zusammenhalt und des Staatsministers der Bundesregierung für Kultur und Medien
In Anwesenheit der stellvertretenden sächsischen Ministerpräsidentin und Sozialministerin Petra Köpping wurde heute das bundesweit erste Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex am Johannisplatz 8 in Chemnitz feierlich eröffnet. Neben zahlreichen Betroffenen und Angehörigen der Opfer sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Kunst und Kultur waren auch Gäste aus der Kommunal-, Landes- und Bundespolitik zur Eröffnung des Dokumentationszentrums in der Mitte der Stadt zu Gast.
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer: »Die jahrelange Mordserie des NSU war eines der schrecklichsten rechtsradikalen Verbrechen in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Wir sind es den Betroffenen und der gesamten Gesellschaft in Deutschland schuldig, uns an diese rassistisch motivierten Taten zu erinnern, der Opfer zu gedenken und die notwendigen Konsequenzen aus dieser Verbrechensserie zu ziehen. Es ist deshalb eine gute Nachricht, dass jetzt im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres in Chemnitz das auch mit Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderte Pilotprojekt für ein Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex eröffnet wird. Der Rechtsextremismus bleibt eine ernste Gefahr für unsere Demokratie, der wir uns entschlossen entgegenstellen.«
Staatsministerin Petra Köpping: »Mit dem Dokumentationszentrum senden Zivilgesellschaft und Staat ein starkes Signal. Es erzählt die Geschichten der Opfer und beleuchtet gleichzeitig gesellschaftliche Strukturen, die die Verbrechen ermöglicht haben. Außerdem zeigt es die Kontinuitäten rechtsmotivierter Gewalt, aber auch der zivilgesellschaftlichen Gegenwehr in Sachsen. Der Freistaat übernimmt damit eine Vorreiterrolle in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem NSU-Komplex und zeigt, wie wichtig ihm eine nachhaltige und den Perspektiven der Betroffenen zugewandte Aufklärung gerade auch hier in Chemnitz ist, wo die Terrorgruppe jahrelang unbemerkt leben konnten. Das Dokumentationszentrum wird künftig ein Ort der Begegnung, des Lernens und der gesellschaftlichen Debatte sein – ein Ort, der sich der Vergangenheit zuwendet, um die Zukunft in einer vielfältigen und solidarischen Gesellschaft zu gestalten.«
Das Dokumentationszentrum »Offener Prozess« zum NSU-Komplex wurde gemeinsam mit Angehörigen der Opfer, Überlebenden, Initiativen, Bildungsträgern, Künstlerinnen und Künstlern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern entwickelt und durch zahlreiche zivilgesellschaftlich Engagierte aus den Vereinen ASA-FF e.V., RAA Sachsen e.V. und Initiative Offene Gesellschaft e.V. organisatorisch und inhaltlich umgesetzt. Gefördert wurde das Vorhaben durch den Freistaat Sachsen und den Bundesbeauftragten für Kultur und Medien. Bisher wurden Landesmittel in einer Gesamthöhe von ca. 4 Millionen Euro investiert. Davon wurden 2 Millionen Euro für die Einrichtung und Umsetzung des Dokumentationszentrums 2024 und 2025 bereitgestellt, die in gleicher Höhe durch weitere 2 Millionen Euro aus dem Haushalt des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien kofinanziert wurden.
Das Dokumentationszentrum bietet Raum für die Auseinandersetzung mit den Verbrechen der rechtsextremen Terrorgruppe »NSU«, ihrer Folgen für die Opfer und die Gesellschaft. Gelingen soll dies durch eine Ausstellung sowie vielfältige Vermittlungs- und Veranstaltungsangebote, einem Archiv- und Forschungsbereich sowie der »Assembly« als geschütztem Raum für Betroffene. Durch die rassistischen Taten der Terrorgruppe »Nationalsozialistischer Untergrund« (NSU) wurden zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen ermordet, bei mehreren Bombenanschlägen und Raubüberfällen viele weitere verletzt, während die Terrorgruppe und ihr Unterstützungsnetzwerk über Jahre unentdeckt bleiben konnten. Offene Fragen zu den Taten selbst müssen weiter aufgeklärt werden.
Als bundesweite Piloteinrichtung wird das Dokumentationszentrum in der diesjährigen europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz wertvolle Erkenntnisse in die Arbeit weiterer Standorte einbringen können. Die langfristige Sicherung des Standorts Chemnitz sowie die Entwicklung weiterer Standorte sind zentrale Ziele des Landes und des Bundes.
Die Eröffnung markiert auch den Beginn des kontinuierlichen Betriebs. Ab 28. Mai 2025 ist die Gedenk- und Bildungsstätte regulär für die Öffentlichkeit zugänglich.
Weitere Informationen, insbesondere zu den Öffnungszeiten und Angeboten, unter: https://offener-prozess.de/