Endspurt für den Ausbau des Dresdner Residenzschlosses – Schlosskapelle soll wieder Veranstaltungsort werden
19.05.2025, 11:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)
Der Endspurt für den Ausbau des Dresdner Residenzschlosses ist eingeläutet. Zurzeit laufen unter Leitung des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) die Arbeiten zum Ausbau der Schlosskapelle als multifunktionaler Veranstaltungsraum.
Finanzminister Christian Piwarz verschaffte sich heute einen Überblick über das aktuelle Baugeschehen: "Viele Generationen arbeiten seit Jahrzehnten am Wiederaufbau des Dresdner Residenzschlosses. Jetzt läuten wir den Endspurt ein. In einem Jahr wollen wir mit dem Dresdner Schloss in wesentlichen Teilen fertig sein. Die Schlosskapelle verwandelt sich gerade in einen flexiblen Veranstaltungsraum. Bereits ab Oktober dieses Jahres soll in der ehemaligen Schlosskapelle wieder musiziert und gesungen werden."
Neben dem Ausbau der Schlosskapelle erfolgt seit Januar 2023 die Rekonstruktion des Propositionssaals und des Großen Ballsaals im Nordflügel. Vor wenigen Tagen wurden die großen Gerüste in den beiden Sälen entfernt und der Raumeindruck ist jetzt erstmalig erlebbar. Diese Säle werden Anfang 2026 an die Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) übergeben. Darin werden dann unter dem Titel »Masken und Kronen« einzigartige Sammlungspräsentationen zur Festkultur des Barock am sächsischen Hof und zur Repräsentation der Macht eingerichtet, wofür zahlreiche Exponate von herausragender Bedeutung restauriert wurden. Für die Rekonstruktion beider Säle investieren Bund und Freistaat rund 21 Millionen Euro.
Mit Abschluss der Baumaßnahmen im Nordflügel beginnt 2026 auch die Neugestaltung des Großen Schlosshofs. Nach Jahrzehnten der Nutzung als Baustelleneinrichtung wird er unterirdisch technisch neu erschlossen und mit historischen Sandsteinplatten belegt. Dann kann auch der bereits 2023 fertiggestellte Altan seine volle Wirkung entfalten. Mit seinem einzigartigen biblischen Freskenzyklus und den reichen Bildhauerarbeiten ist er eines der bedeutendsten Renaissancekunstwerke nördlich der Alpen.
Als letzte große Etappe steht der Ausbau der Räume im Ostflügel für die geplante neue Ausstellung zur Schlossgeschichte an. Hier wird derzeit das Ausstellungskonzept durch die SKD erstellt und der SIB beginnt mit den baulichen Planungen für den Ausbau.
Aus heutiger Sicht werden bis zur Fertigstellung aller Bereiche im Jahr 2027 voraussichtlich rund 407 Millionen Euro vom Bund und Land für den Wiederaufbau des Gesamtkunstwerkes Dresdner Schloss investiert.
Baugeschehen Schlosskapelle
Der Ausbau der Schlosskapelle erfolgt in zwei Etappen. Die erste Etappe war der Einbau des Schlingrippengewölbes im Zeitraum von 2010 bis 2013. Die Schlosskapelle bekam so ihre prägende spätgotische Raumstruktur zurück.
Nach 400 Jahren Dornröschenschlaf war es Fachleuten erstmalig gelungen, das historische mittelalterliche Schlingrippengewölbe nach traditioneller Technik mit Ziegeln und doppelt gekrümmten Sandsteinrippen von Grund auf neu aufzubauen. Es lagen kaum Aufzeichnungen vor, da das Wissen damals kaum dokumentiert und eher mündlich überliefert wurde. Der Einbau des Gewölbes geht auf spätgotische Wölbetechniken zurück. Die Wiederbelebung der handwerklichen Fähigkeiten stellte einen weltweit einmaligen Prozess dar. Vergleichbare Vorhaben sind nicht bekannt. Für den Wiederaufbau konnte ein Team von Planern, Wissenschaftlern und Baupraktikern das Geheimnis der Bauhütten ergründen. Hier wurde modernste Computertechnik mit traditioneller Handwerkskunst verbunden. Die handgestrichenen Ziegel wurden nach historischem Vorbild und Format hergestellt.
Die zweite und derzeit laufende Etappe ist die Rekonstruktion weiterer Elemente und der Ausbau der Schlosskapelle als multifunktionaler Veranstaltungsraum für 270 Besucher.
Der Raum entspricht künftig handwerklich und materiell dem historischen Vorbild und bietet alle Voraussetzungen für verschiedene öffentliche Nutzungen. Hierfür investieren Bund und Land insgesamt 8,4 Millionen Euro.
Folgende Architekturelemente werden rekonstruiert:
• Orgelempore (Ostseite)
• Musikerempore (Ostseite)
• zwei übereinanderliegende Westemporen
• Bogenarchitektur der Nord- und Südseite aus Naturstein.
Alle Oberflächen bleiben sichtbar und unbehandelt. Das heißt Sandstein und Putz werden nicht gestrichen oder marmoriert. Auch das Schlingrippengewölbe wird nicht geputzt.
Die Trockenbauer arbeiten zurzeit an der Wiederherstellung der frühbarocken Musikerempore. Sie besteht aus einer Stahlträgerkonstruktion mit Holzbrüstung, von der aus künftig musiziert und gesungen werden kann. Außerdem werden kleine Brüstungen zur Abgrenzung der Seitennischen eingebaut, die gleichzeitig für eine gute Raumbelüftung sorgen. An der oberen Westempore laufen die Natursteinarbeiten zur Verkleidung.
Der Raum wird mit modernster Beleuchtung und Tontechnik ausgestattet. Im Oktober 2025 soll die ehemalige Schlosskapelle als neuer, öffentlicher Veranstaltungsraum feierlich an die SKD übergeben werden und kann danach über diese angemietet werden.
Baubeginn: 2023, Übergabe: Oktober 2025
Kosten: 8,4 Millionen Euro (davon 3,75 Mio. € Bundesmittel)
Baugeschehen Propositionssaal und Großer Ballsaal
Der Propositionssaal und der Große Ballsaal befinden sich im 2. Obergeschoss des Nordflügels. Sie waren Teil der großen Zimmerflucht im Barock. Eine architektonische Überarbeitung erfuhren die Räume zwischen 1838 und 1854. Die wesentlichen Bestandteile der Raumarchitektur aus dieser Zeit des Historismus werden durch den SIB rekonstruiert.
In beiden Räumen erfolgt der Einbau von Vitrinen zur Präsentation von hochrangigen Kunstwerken der Rüstkammer. Die Technik für Klima, Beleuchtung und Elektrik wird über Bodentanks in den Fußboden eingelassen. Die Fußböden im Propositionssaal und im Großen Ballsaal erhalten wieder das prächtige, diagonale Versailler Tafelparkett aus Eichenholz.
Der Große Ballsaal präsentierte sich ursprünglich mit farbigen Bildmotiven und vergoldeten Architekturelementen. Von der Architektur sind nur noch ruinöse Originalteile erhalten. Diese werden sehr behutsam von Bildhauern aufgearbeitet. Als Reminiszenz sind die erhaltenen Teile in die aufwendig gestaltete Stuckdecke sowie die geputzten und stuckierten Wandflächen integriert. Auf eine Vergoldung wird dabei verzichtet.
Charakteristisch für den Propositionssaal war die hölzerne Ausstattung an Wänden, Decke und Boden, die in dieser Form vollständig rekonstruiert wird. Auch hier wird, wie beim Großen Ballsaal, auf das Bildprogramm im Rahmen der Rekonstruktion verzichtet. Die Decke besteht aus 30 großen und 56 kleinen Holzkassetten. Diese wurden durch ein damals übliches Lasurverfahren bemalt, um Eichenholz zu imitieren.
Baubeginn: 2023, Übergabe: Anfang 2026
Kosten: 21 Millionen Euro (davon 4,6 Mio. € Bundesmittel)