Langzeitsichere Verwahrung des Hedwig-Schachtes alias Albert-Jacob-Schacht I in Oelsnitz / Erzgeb.

18.08.2023, 09:45 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Oberbergamt schließt weiteres Sanierungsprojekt im EFRE-Vorhaben »Prävention von Risiken des Altbergbaus« ab

Am 8. August 2023 erfolgte die formelle und mängelfreie Abnahme der im Oktober 2019 begonnenen Maßnahme »Langzeitsichere Verwahrung des Hedwig-Schachtes alias Albert-Jacob-Schacht I in Oelsnitz / Erzgeb.«.

Der von 1857 bis 1861 geteufte und 1915 nachgeteufte Hedwig-Schacht erreichte eine Tiefe von 755 m. Im Jahr 1949 erfolgte die Umbenennung in Albert-Jacob-Schacht I. Dieser mehrfach teilverfüllte Schacht wurde 1968 nach der Stilllegung vollständig mit Haldenmassen verfüllt. Neben Schäden des Schachtausbaus durch Gebirgsdruckeinwirkungen traten bei den Verfüllarbeiten mehrere Schachtbrüche auf. Im Jahr 1973 erhielt der Schacht eine Abdeckplatte aus Stahlbeton. Umfangreiche und langandauernde Sackungen unmittelbar nach der Verfüllung und Nachsackungen im Jahr 1994 sowie 2019 verwiesen auf die unzureichende Standsicherheit der Schachtfüllsäule. Es waren entsprechende altbergbauliche Risiken für die Tagesoberfläche und die gewerbliche Nutzung abzuleiten.

Grundlage für die Verwahrungsarbeiten war die Errichtung eines neuen Zugangsbereiches zum und im Bürogebäude, da der Schachtansatzpunkt genau vor dem bestehenden Zugang lag und dieser während des gesamten Bauzeit nicht nutzbar war.

Nach dem Rückbau der Abdeckplatte auf dem Schacht zeigte sich der gebäudeseitige Stoß im Bereich der nachgesackten Verfüllmassen sehr stark deformiert. Es bestand die Gefahr eines plötzlichen Verbruches im Schachtkopfbereich und letztendlich eines Gebäudeschadens. Bei der Aufwältigung des Schachtes mit einem Querschnitt von ca. 2,5 x 7,0 m wurden zwei Lüfter- bzw. Ventilatorkanäle sowie eine tagesnahe Strecke angetroffen. Nach der Aufwältigung und dem Einbau des ersten Verwahrungsabschnittes im Schacht zwischen 21,0 und 15,0 m unter Gelände konnten die Strecken und Kanäle aufgewältigt werden. Dabei zeigte sich, dass sich die tagesnahe Strecke bis auf das Nachbargrundstück fortsetzte und hier an einen unsicher abgedeckten Tagesschacht endete. Beim Beräumen dieses Tagesschachtes von übertage wurden umfangreiche, kellerartige Hohlräume der ehemaligen Bergbauanlage freigelegt und anschließend fachgerecht und vollständig verfüllt.

Nach der abschnittsweisen Verfüllung aller erkundeten Hohlräume im tagesnahen Bereich wurden in der Füllsäule des Hedwig-Schachtes sechs Bohrungen zwischen 230 m und 100 m unter Gelände zur Erkundung von Resthohlräumen abgeteuft. Anschließend erfolgte die Stabilisierung der locker gelagerten Verfüllmassen durch eine Injektion mittels Zementsuspension. Bei diesem Bearbeitungsabschnitt wurden immer wieder Bewegungen in der Schachtfüllsäule registriert, die zu Unterbrechungen der Arbeiten führten. In einer zweiten Bohrkampagne mit drei Bohrungen von 150 bis 100 m unter Gelände konnte die Stabilisierung der Füllsäule nachgewiesen und letzte Resthohlräume in tieferen Bereichen nachverpresst werden. Insgesamt konnte ein Nachsacken der Füllsäule um 1,8 m während der Bohrarbeiten dokumentiert werden.

In einer Bauzeit von 43 Monaten wurden die aufgewältigten Hohlräume mit 838 m³ Beton sowie die Füllsäule mit 633 m³ Zementsuspension durch die Firma Schachtbau Nordhausen GmbH verfüllt. Die Planung und Bauüberwachung erfolgte durch die DMT GmbH & Co. KG, Niederlassung Leipzig.

Resultierend konnten durch die bergtechnischen Arbeiten der Hedwig-Schacht einschließlich der anschließenden tagesnahen Hohlräume vollständig verfüllt sowie die Füllsäule des Schachtes stabilisiert werden. Durch diese Verwahrung wird die Standsicherheit an der Tagesoberfläche unter Berücksichtigung des Grubenwasserwiederanstieges im ehemaligen Steinkohlenrevier langfristig gewährleistet.

Mit dem Abschluss der Verwahrungsarbeiten und der Wiederherstellung der in Anspruch genommenen Geländeoberfläche kann die Gewerbefläche wieder sicher und uneingeschränkt genutzt werden. Die Vorhabenziele, die altbergbaulich bedingten Risiken zu beseitigen und somit negative Beeinträchtigungen auf die Flächen sowie für die Nutzung und insbesondere Gefahren für Personen zu verhindern, wurden mit der Umsetzung des Projektes erreicht.

Damit hat das Sächsische Oberbergamt ein weiteres Sanierungsprojekt im Vorhaben »Prävention von Risiken des Altbergbaus« der Europäischen Union und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) abgeschlossen. Die Projektkosten werden rund 4,6 Mio. Euro betragen. Für die EFRE-Vorhaben stehen dem Oberbergamt als Projektträger im Zeitraum von 2014 bis 2023 insgesamt 57,7 Mio. Euro zur Verfügung. Damit werden in Sachsen zahlreiche Altbergbauprojekte vor allem im Erzgebirge und in den ehemaligen Steinkohlerevieren finanziert. Diese Sanierungsarbeiten werden mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.


Kontakt

Sächsisches Oberbergamt

Pressesprecher Oberberghauptmann Prof. Dr. Bernhard Cramer
Telefon: +49 3731 372 9001
Telefax: +49 3731 372 9009
E-Mail: pressestelle@oba.sachsen.de

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