Sanierung des Schmelzbachgewölbes innerhalb der Bockwaer Senke in Zwickau

15.03.2023, 14:34 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

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Beräumtes und bauzeitlich gesichertes Restbauwerk vom Schmelzbachgewölbe unter der Bundesstraße (© Sächsisches Oberbergamt)

Beräumtes und bauzeitlich gesichertes Restbauwerk vom Schmelzbachgewölbe unter der Bundesstraße (© Sächsisches Oberbergamt)

Oberbergamt schließt weiteres Sanierungsprojekt im EFRE-Vorhaben »Prävention von Risiken des Altbergbaus« ab

Am 1. März 2023 erfolgte die formelle und mängelfreie Abnahme des im August 2020 begonnenen Projektes »Sanierung des Schmelzbachgewölbes innerhalb der Bockwaer Senke« in Zwickau.

Der Schmelzbach entwässerte früher die Bockwaer Senke und diente zugleich der Ableitung von Grubenwasser der im südlichen Teil von Zwickau befindlichen Steinkohlengruben. Seit dem Erreichen des Flutungswasserspiegels im Steinkohlenrevier Zwickau wird das in dem Poldergebiet »Bockwaer Senke« anfallende Wasser dauerhaft über eine Pumpanlage gehoben und der Zwickauer Mulde zugeführt.
Das Schmelzbachgewölbe ist ein 310 m langes Bauwerk mit mehreren Einstiegsschächten, welches einen Abschnitt des ehemaligen Schmelzbaches darstellt. Es wurde wahrscheinlich um ca. 1800 als offenes Gerinne errichtet, mehrfach umgestaltet sowie letztendlich vollständig überwölbt und überbaut. Heute verläuft das Schmelzbachgewölbe mit einer Überdeckung von ca. 1 bis 4 m größtenteils unter der Bundesstraße B 93 (Muldestraße). Die bergbaubedingten Deformationen beeinflussten das Schmelzbachgewölbe so sehr, dass infolge der Absenkungen das Schmelzbachgewölbe sein ursprüngliches Gefälle und seine Funktion verlor. Die Bauwerksschäden in Form von Rissen, Ausbrüchen und Ausspülungen wurden durch die zunehmende Verkehrsbelastung und den Wurzeleinwuchs verstärkt, wodurch ein erhebliches Risiko für die Tagesoberfläche und insbesondere die Bundesstraße B 93 einschließlich des Gehsteiges abzuleiten war.

Grundlage für die Sanierung des Schmelzbachgewölbes war die Errichtung eines Fledermausersatzquartieres als naturschutzrechtliche Ersatzmaßnahme in unmittelbarer Nähe des alten Gewölbes. Dies erfolgte durch den Neubau eines kellerförmigen und massiven Bauwerkes mit den entsprechenden Unterschlupf- und Versteckmöglichkeiten sowie einer Einflugöffnung für die Fledermäuse.

Nach der Öffnung des Schmelzbachgewölbes erfolgte die Beräumung der abgelagerten Sedimente, die in verschiedenen Mächtigkeiten über die gesamte Bauwerkslänge verteilt waren. Bedingt durch die enorme Menge der zu beräumenden Sedimente sowie die Anordnung des Bauwerkes erfolgte die Beräumung über drei Zugänge.
Die angetroffenen Verhältnisse, insbesondere der Zustand des Mauerwerkes sowie eine fehlende Gründung und Sohlbefestigung, machten eine aufwändige Sicherung mittels massiven Stahlverbaus während der Bauzeit erforderlich. Zugleich wurde zur Verringerung der Verkehrsbelastung im Bauwerksverlauf eine Fahrbahneinengung auf der Bundesstraße B 93 veranlasst. Durch diese Maßnahmen und die untertägige Ausführung der Arbeiten war eine langfristige Vollsperrung der Bundesstraße im Bereich der Bockwaer Kirche zu umgehen.
Nachdem die Sedimentberäumung im Dezember 2021 nach über einjähriger Bauzeit abgeschlossen war, erfolgte die Anbindung der in das Bauwerk mündenden Straßen- und Grundstücksentwässerung. Zur geordneten Ableitung dieser Oberflächenwässer wurde im gesicherten Schmelzbachgewölbe eine Leitung DN 315 fachgerecht verlegt und über ein Schachtbauwerk an die Bestandsleitung in Richtung Bockwaer Senke angebunden.
Im Anschluss kam die vollständige Verfüllung des Gewölbehohlraumes einschließlich der Zugänge und Schächte zur Ausführung. Als Baustoff kamen ca. 1.350 m³ Verfüllmörtel (Dämmer) zum Einsatz, welcher abschnittsweise über Leitungen eingebaut wurde.

Basierend auf die vor Ort angetroffenen Verhältnisse und den Erkenntnissen aus den durchgeführten Recherchen wurde deutlich, dass auch der muldenseitige Auslauf des Schmelzbachgewölbes mehrfach umgebaut wurde. Das muldenseitige Restbauwerk unter der Bundesstraße, welches durch eine Abmauerung erkennbar war, war früher Bestandteil des Gesamtbauwerkes. Ausgehend vom erkundeten Zustand des Gewölbemauerwerkes und den noch vorhandenen Hohlräumen innerhalb des Bauwerkes war auch hier eine negative Beeinträchtigung der Bundesstraße abzuleiten. Nach der Beräumung von Sedimenten und der bauzeitigen Sicherung erfolgte eine vollständige Verfüllung mit 411 m³ Verfüllmörtel durch die Firma BTOe - Bergbau und Tiefbau GmbH Oelsnitz (Erzgeb.).

Mit dem Abschluss der Sanierungsleistungen und der Wiederherstellung der genutzten Geländeoberfläche in den Zugangsbereichen konnten die Hohlräume des baufälligen Schmelzbachgewölbes vollständig beseitigt werden und es wird die Standsicherheit im Straßenbereich langfristig gewährleistet. Die Vorhabenziele, die altbergbaulich bedingten Risiken zu reduzieren bzw. zu beseitigen und somit negative Beeinträchtigungen auf die Flächen sowie für die Nutzung und insbesondere Gefahren für Personen zu verhindern, wurden mit der Umsetzung des Projektes erreicht.

Damit hat das Sächsische Oberbergamt ein weiteres Sanierungsprojekt im Vorhaben »Prävention von Risiken des Altbergbaus« der Europäischen Union und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) abgeschlossen. Die Projektkosten werden rund 3,75 Mio. € betragen. Für die EFRE-Vorhaben stehen dem Oberbergamt als Projektträger im Zeitraum von 2014 bis 2023 insgesamt 57,7 Mio. Euro zur Verfügung. Damit werden in Sachsen zahlreiche Altbergbauprojekte vor allem im Erzgebirge und in den ehemaligen Steinkohlerevieren finanziert. Diese Sanierungsarbeiten werden mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.


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