Stiftungsrat der Stiftung Sächsische Gedenkstätten beschließt Umbenennung der Torgauer Arbeitsstelle

14.12.2022, 12:14 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Der Stiftungsrat der Stiftung Sächsische Gedenkstätten hielt am 12. Dezember 2022 in Dresden seine 61. Sitzung ab. Der Stiftungsrat entscheidet in allen grundsätzlichen Angelegenheiten der Stiftungsarbeit.

Im Zuge der Neuerarbeitung der Dauerausstellung im Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Torgau beschloss der Stiftungsrat die Umbenennung dieser Arbeitsstelle der Stiftung in »Erinnerungsort Torgau. Justizunrecht – Diktatur – Widerstand«. 30 Jahre nach der Gründung der Einrichtung befindet sich der Erinnerungsort Torgau in einer umfassenden Neuausrichtung.

»Mit seinem neuen Namen kann der Erinnerungsort Torgau mit einer klaren und zeitgemäßen Ansprache künftig öffentlichkeitswirksamer in Erscheinung treten. Die Umbenennung schärft auch das erinnerungskulturelle Profil und den Auftrag dieser Arbeitsstelle der Stiftung Sächsische Gedenkstätten. Der Erinnerungsort soll das von Torgau ausgegangene Justizunrecht dokumentieren und den Widerstand mutiger Menschen, die sich gegen die Unrechtsregime im 20. Jahrhundert stellten, würdigen«, so Stiftungsratsvorsitzende und Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch.

In den Torgauer Militärgefängnissen waren während des Zweiten Weltkrieges Deserteure, Kriegsgegner und Widerstandsangehörige aus ganz Europa inhaftiert. Torgau war mit dem Reichskriegsgericht das Zentrum der nationalsozialistischen Militärjustiz. Nach 1945 waren in zwei sowjetischen Speziallagern tausende Menschen eingesperrt. In der DDR befanden sich Erwachsene und Jugendliche auch aus politischen Gründen in Torgau in Haft.
Ende 2023 soll im Erinnerungsort Torgau eine neue Dauerausstellung eröffnet werden, welche die Rolle der Militärjustiz als Herrschaftsinstrument der Nationalsozialisten schildert. Zahlreiche Biografien werden den damaligen Widerstand gegen Krieg und Diktatur zeigen.

In einem weiteren Tagesordnungspunkt beschloss der Stiftungsrat ein novelliertes Verfahren zur Berufung von Mitgliedern in den Stiftungsbeirat. Damit soll in diesem Gremium eine größere gesellschaftliche Vielfalt abgebildet werden, die den gesellschaftlichen Realitäten besser als bislang entspricht. Neben den für die Stiftungsarbeit wichtigen Gedenkstätten und Opferverbänden sollen künftig weitere für die Gedenkstättenarbeit relevante Institutionen eingeladen werden, um verstärkt auch Perspektiven von unter anderem Jugendlichen oder Menschen mit Behinderung sowie international tätigen Gedenkstätten einbeziehen zu können. Der Stiftungsbeirat nimmt insbesondere Stellung zu den für die Stiftungsarbeit wesentlichen Themen wie Gedenkstätten- und Ausstellungskonzeptionen oder Förderschwerpunkten.

Der Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Dr. Markus Pieper, stellte dem Stiftungsrat die wesentlichen Vorhaben und Projekte der Stiftungsarbeit 2023 vor. Dazu gehören vor allem auch überregionale und internationale Vernetzungsangebote im Gedenkstättenbereich sowie die Weiterentwicklung der Stiftung und ihrer Arbeitsstellen und Gedenkstätten mit neuen Ausstellungen und digitalen Angeboten.

Hintergrundinformationen:
Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten erinnert an die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur und der kommunistischen Diktatur in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR. Sie erschließt und bewahrt historisch authentische Orte politischer Gewaltverbrechen und politischen Unrechts im Freistaat Sachsen und gestaltet sie als Orte historisch-politischer Bildung. Mit ihrer Arbeit will sie historische Informationen vermitteln, zur individuellen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit anregen sowie Engagement für Menschenrechte und Demokratie stärken. Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten wird durch den Freistaat Sachsen auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes und durch die Bundesregierung institutionell gefördert.

Kontakt Stiftung Sächsische Gedenkstätten:
Sven Riesel
Stellvertretender Geschäftsführer | Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 0351 4695545 | svenriesel@stsg.de


Kontakt

Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus

Pressesprecher Jörg Förster
Telefon: +49 351 564 60620
E-Mail: presse.kt@smwk.sachsen.de
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