„Aktuelle Milchpreise sind eine Demütigung für unsere Bauern“

07.08.2009, 12:14 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Kupfer besucht Vertreter der Milchwirtschaft und fordert zum Handeln auf

„Die Milchpreise liegen seit Monaten auf einem derart niedrigen Niveau, dass Handel und Verbraucher jetzt Verantwortung übernehmen müssen, um die Existenz unserer Bauern und damit wichtige Arbeitsplätze im ländlichen Raum zu sichern“, sagte Landwirtschaftsminister Frank Kupfer heute (7. August 2009) während seines Besuches des Landwirtschaftsbetriebes von Tilo Eulitz in Mittweida (Landkreis Mittelsachsen). „Bei einem Verlust von etwa zehn Cent pro Liter Milch ist es nur noch eine Frage der Zeit, ob und wie viele der derzeit rund 1 200 Milchviehbetriebe in Sachsen ihre Tore für immer schließen müssen“, so Kupfer weiter.

In Sachsen erhalten die Bauern derzeit im Durchschnitt 21,2 Cent pro Kilogramm Rohmilch mit einem Fettgehalt von 3,7 Prozent und 3,4 Prozent Eiweiß. Die Produktion kostet den Landwirt aber mindestens 30 Cent pro Kilogramm. „Verkaufspreise von 49 Cent für den Liter Milch und 65 Cent für ein Stück Butter sind eine Demütigung für alle Milchbauern. Davon können weder die Landwirte, noch die Molkereien auf Dauer überleben“, so der Minister. „Dabei müssten die Verbraucher für auskömmliche Milchpreise nur wenig tiefer in die Taschen greifen“. So würde ein um acht Cent höherer Erzeugerpreis je Liter Milch lediglich zu einer Mehrbelastung von elf Euro pro Monat in einem durchschnittlichen Vier-Personenhaushalt führen. „Dies sollten uns die Leistungen der Landwirte wert sein“.

Aber auch von der Europäischen Union und dem Bund erwartet Kupfer künftig mehr Unterstützung, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Bauern schnell und nachhaltig zu stärken. „In Sachsen verfolgen wir zur Unterstützung der Milcherzeuger folgende Strategien: Kurzfristig gilt es, die Liquidität der Betriebe zu sichern, mittelfristig sollen die Milchbauern durch neue Maßnahmen im Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum profitieren und langfristig bieten wir in Sachsen äußerst attraktive Konditionen bei der Investitionsförderung“, erklärte Kupfer.

In Sachsen wurde bereits ein landeseigenes zinsverbilligtes Betriebsmitteldarlehen für landwirtschaftliche Betriebe aufgelegt, welches eine Zinsverbilligung von maximal zwei Prozent gewährt. Außerdem werden die Auszahlungstermine für die Ausgleichszulage auf spätestens den 20.10.2009 und für die Betriebsprämie auf den 1.12.2009 vorgezogen. Davon sollen insbesondere Milchvieh haltende Betriebe profitieren. Darüber hinaus wird Sachsen ab dem kommenden Jahr ein Ackerfutterbauprogramm anbieten.

Für Sachsen stehen zudem weitere Mittel aus dem EU-Konjunkturprogramm 2009/2010 und dem Haelth Check für die Förderung des ländlichen Raums zur Verfügung. Insgesamt beläuft sich die Summe in den Jahren 2009 bis 2013 auf 69,7 Millionen Euro. „Diese zusätzlichen Mittel fließen nahezu vollständig in die Landwirtschaft zurück“, betonte der Minister.

Wie lange diese Krise noch anhält und wie viele Betriebe aufgeben werden, vermag Kupfer heute nicht zu prognostizieren. „Fakt ist aber, dass Sachsen, dass Deutschland seine Landwirte dringend braucht. Denn neben ihrer wichtigsten Funktion als Nahrungsmittellieferant, bieten sie vielen Menschen im ländlichen Raum ein Einkommen und übernehmen zum großen Teil den Schutz und die Pflege unserer Landschaften“, sagte der Minister zum Abschluss seiner Kurzreise in die sächsische Milchwirtschaft.

Hintergrund:
Die rund 1 200 Milch produzierenden Betriebe in Sachsen haben über 5 000 Beschäftigte und halten etwa 190 000 Kühe. Die Milchleistung liegt bei 8 814 kg/Kuh und Jahr (Spitzenstellung in Deutschland). Täglich werden in Sachsen 4 200 Tonnen Milch an die Molkereien zur Verarbeitung geliefert. Im Jahr 2008 hatten die sächsischen Milchverarbeitungsbetriebe eine Exportquote von 11,9 Prozent.

30 Liter Milch, die eine Spitzenkuh an einem Tag erzeugen kann, werden benötigt, um ein Kilogramm Butter (20 Liter Milch) und ein Kilogramm Käse (10 kg Milch) herzustellen.

Die Gesamtkosten für die Haltung einer Kuh belaufen sich auf ca. 2 650 Euro pro Jahr, d. h., die Erzeugungskosten für einen Liter Milch liegen bei 30 Cent, ohne dass der Landwirt einen Gewinn erzielt.


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft

Pressesprecher Dr. Frank Bauer
Telefon: +49 351 564 20040
Telefax: +49 351 564 20007
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