Tillich und Jurk treffen tatarischen Präsidenten: Sächsisch-tatarische Beziehungen werden intensiviert

24.04.2009, 17:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Kazan. Ministerpräsident Stanislaw Tillich sowie Wirtschafts- und Arbeitsminister Thomas Jurk haben heute den Präsidenten der Wolgarepublik Tatarstan, Mintimer Schaimijew, zu einem Gespräch im Kreml getroffen. Hierbei würdigten die Politiker die bereits bestehenden intensiven und erfolgreichen Beziehungen zwischen Sachsen und der rund 3,8 Millionen Einwohner zählenden Wolgarepublik vorrangig im Bereich Wirtschaft. „In Tatarstan zeigt sich auf ganz besondere Weise, welch reichhaltige Früchte unsere besondere sächsische Russland-Kompetenz trägt. Russland ist für uns das mit Abstand wichtigste Zielland für Auslandsgeschäfte außerhalb der EU. Und ich bin überzeugt, dass während unseres Aufenthaltes in Tatarstan der Boden für weitere erfolgreiche Vorhaben unserer sächsischen Unternehmen bereitet wurde“, sagte Ministerpräsident Stanislaw Tillich. Die Pflege dieser guten Kontakte sei gerade jetzt in Zeiten der internationalen Wirtschaftskrise wichtig. „Delegationsreisen dieser Art in wirtschaftlich guten Zeiten sind bereits eine Herausforderung. Jedoch zeigt sich die Intensität einer bilateralen Partnerschaft in wirtschaftlichen Krisenzeiten umso deutlicher – dies ist ein wahrer Härtetest! Wir pflegen heute in genau einer solchen Krisenzeit unsere hervorragenden Kontakte nach Russland, schieben jetzt neue Projekte an und öffnen Türen auf politischem Parkett. Genau das sind die Voraussetzungen, um nach Bewältigung der Weltwirtschaftskrise voll durchstarten zu können“, so Tillich weiter.

"Sachsen ist ein Hochtechnologie- und Exportland. In einem stärker werdenden internationalen Wettbewerb wird es in den nächsten Jahren noch mehr als bisher Aufgabe sein, im Ausland für sächsische Unternehmen zu werben. Wir müssen uns genau anschauen, in welchen Ländern und Märkten wir unsere Technologien platzieren und unsere Produkte und Maschinen verkaufen können. Wir benötigen für unseren sächsischen Mittelstand und unsere Industrie verlässliche und langfristige Kooperationen", so Tillich weiter.

Sachsens Regierungschef und Wirtschafts- und Arbeitsminister Thomas Jurk befinden sich noch bis morgen mit über 50 sächsischen Wirtschaftsvertretern aus den Bereichen Maschinen- und Werkzeugbau, Kfz-Zulieferung, Chemieanlagenbau und Luftfahrtindustrie in Tatarstan. Insgesamt sind mehr als 600 Unternehmen aus Sachsen in Russland aktiv.

„Eine Reihe von Unternehmen hat Angebote zur Mithilfe bei der Modernisierung von Produktion und Maschinenpark erhalten, sowohl in Kaluga als auch in Tatarstan“, freut sich Wirtschafts- und Arbeitsminister Thomas Jurk. „Unsere Unterstützung ist hier ausdrücklich gewünscht. Russland schätzt an Sachsen die Kontinuität, Zuverlässigkeit und Weitsicht, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auf eine langfristig angelegte Zusammenarbeit zu setzen. Auch wenn sich nicht jedes Gespräch, jeder Kontakt oder jede Vereinbarung sofort in Rubel oder Euro messen lässt, diese Reise hat sich für alle gelohnt.“

Neben der Zusammenarbeit beim Maschinenbau wollen Sachsen und Tatarstan künftig auch gemeinsame Wege auf dem Gebiet der Bioenergie gehen. Als erster Schritt soll ein gemeinsames Biogaslabor am Institut für organische und physikalische Chemie in Kazan aufgebaut werden. Partner des über Tatarstan hinaus bedeutsamen Projektes sind vier Forschungseinrichtungen aus Kazan, das Biomasseforschungszentrum Leipzig und die Leipziger ICL Ingenieur CONSULT. „Russland setzt stärker als bisher auf erneuerbare Energien, und wir sind sowohl mit Wissenstransfer als auch mit gemeinsamer Forschung von Anfang an dabei“, so Wirtschafts- und Arbeitsminister Thomas Jurk. „Damit haben unsere Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Sachsen einen Wettbewerbsvorteil auf einem besonders dynamisch wachsenden Markt, und gleichzeitig tragen wir zum weltweiten Klimaschutz bei.“

Jurk will darüber hinaus die Zusammenarbeit im Bereich der Chemieindustrie und des Flugzeugbaus aufbauen. Dazu führte er Gespräche bei der OAO Tafneftechiminvest-Holding und besuchte das OAO KWZ Hubschrauberwerk Kazan. Bei der anstehenden Modernisierung dieses Werkes seien sächsische Unternehmen ausdrücklich eingeladen mitzuhelfen, so Jurk.

Ministerpräsident Stanislaw Tillich hat heute Mittag im Anschluss an einen Rundgang durch das Historische Museum der Staatlichen Universität Kazan, der zweitältesten Universität in Russland, ein Gespräch mit rund 50 tatarischen deutschsprachigen Studenten geführt. „Ich bin begeistert über das Interesse der Studenten an einem Aufenthalt an einer deutschen Universität. Dabei haben sie sich auch konkret nach unserer Hochschullandschaft erkundigt“, sagte Ministerpräsident Tillich. Darüber hinaus baten die Studenten um eine Einschätzung sächsischtatarischer Kooperationsmöglichkeiten und in diesem Zusammenhang um eine Bewertung der sich daraus ergebenden Chancen für junge Menschen. „Sachsen wird immer attraktiver für ausländische Studenten. Wenn wir sächsische Technologien, Maschinen und Produkte ins Ausland verkaufen wollen, brauchen auch unsere dortigen Partner gut ausgebildete Fachkräfte. Schließlich müssen sie diese Technologien bedienen und nutzen. Zu ihrer Ausbildung leistet der Freistaat Sachsen gern seinen Beitrag“, sagte Ministerpräsident Stanislaw Tillich.

Tatarstan ist eine der wirtschaftlich bedeutendsten Regionen Russlands. Ministerpräsident Tillich sowie Wirtschafts- und Arbeitsminister Jurk und mitreisende Unternehmen führten während ihres dreitägigen Aufenthalts in der Wolgarepublik gestern in Nabereshnye Chelny ein Gespräch mit Sergej Kogogin, dem Generaldirektor von KAMAZ, dem größten LKW-Produzenten Russlands. Außerdem besuchten sie die Sonderwirtschaftszone „Alabuga“ (ca. 25 km entfernt von Nabereshnye Chelny), die derzeit zu einem bedeutenden Zentrum für Ansiedlungen der Automobilindustrie bzw. der –zulieferer entwickelt wird. Hier baut die sächsische Preiss-Daimler-Gruppe in einem Joint Venture mit dem tatarischen Partner Tatneft für rund 60 Millionen Euro eine Glasfaserproduktion auf. Allein in den Bau der Infrastruktur in dieser speziellen wirtschaftlichen Zone für Industrieproduktion werden innerhalb von fünf Jahren etwa 350 Millionen US-Dollar investiert.

In der Hauptstadt Kazan eröffnete Ministerpräsident Stanislaw Tillich heute gemeinsam mit dem tatarischen Premierminister Rustam Minnichanov ein Wirtschaftsforum, das sächsische und tatarische Unternehmer zusammenbringen soll. Auf dem heutigen Reiseprogramm des Ministerpräsidenten stand außerdem ein Besuch im Deutschen Haus in Kazan sowie auf einer Innovationsmesse für kleine und mittelständische tatarische Unternehmen.

Neben KAMAZ war Wirtschafts- und Arbeitsminister Thomas Jurk in Tatarstan besonders an Unternehmen im Bereich der Erdöl verarbeitenden Industrien und der Luftfahrt interessiert. „Tatarstan hat große Unternehmen in diesen Sektoren, die erhebliche Investitionen in die Modernisierung ihrer Produktion planen. Hier sehe ich gute Chancen für unsere Unternehmen für die Lieferung entsprechender Ausrüstungen“, sagte Jurk.


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