Sächsische Wälder bleiben auch 2015 gesund

21.12.2015, 11:45 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Schmidt: „Trockenheit bestätigt die Notwendigkeit des Waldumbaus“

Die sächsischen Wälder sind auch im Jahr 2015 insgesamt betrachtet in einem guten gesundheitlichen Zustand. „Der Kronenzustand der Waldbäume liegt im Jahr 2015 im Bereich der vergangenen Jahre“, sagte Forstminister Thomas Schmidt heute (21. Dezember 2015) bei der Vorstellung des 25. Waldzustandsberichtes in Dresden. „Die Kronenverlichtung ist im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig gestiegen. Das ist angesichts der außergewöhnlichen Witterungsverhältnisse ein gutes Ergebnis.“

Die Rahmenbedingungen für den Wald waren infolge des Wasserdefizits auf Grund des milden und niederschlagsarmen Winters sowie des trockenen Frühjahrs insgesamt ungünstig. Der Trockenstress hat bei der Kiefer zum zweithöchsten Nadelverlust seit 1991 beigetragen. Außerdem verloren die Waldbäume mancherorts wegen des angespannten Wasserhaushaltes im Boden vorzeitig ihre Blätter. Unter der Trockenheit litten auch die im Frühjahr gepflanzten Jungbäume. Was das warme und trockene Wetter für das Auftreten von Schadinsekten wie den Borkenkäfer bedeutet, wird sich erst in der kommenden Beobachtungsperiode zeigen. „Von massiven Schadereignissen wurden Wald und Waldbesitzer in diesem Jahr zum Glück verschont“, so Schmidt. „Nur das Sturmtief ,Niklas‘ führte im März zu einem erhöhten Bruch- und Wurfholzanfall.“

Der Minister verwies auf die Erfolge, die im Freistaat Sachsen in den vergangenen 25 Jahren bei der Waldgesundheit erreicht wurden. „Das Erzgebirge war im mitteleuropäischen Vergleich am längsten und stärksten durch Schadstoffeinträge belastet“, sagte Schmidt. „Die restriktive Luftreinhaltepolitik, fachgerechte Waldpflege und die regelmäßige Bodenschutzkalkung haben zu dem heute wieder guten Waldzustand im Erzgebirge geführt.“

Wesentliche Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2015:

Der Kronenzustand der Waldbäume im Jahr 2015 entspricht bei baumartenspezifischer und regionaler Differenzierung mit Ausnahme der Kiefer dem Niveau der vergangenen fünf Jahre. Bei den Laubbäumen ist der Kronenzustand weiterhin schlechter als bei den Nadelbäumen.

Mit 17,6 Prozent liegt die mittlere Kronenverlichtung aller Baumarten um etwas weniger als einen Prozentpunkt über dem Vorjahreswert (16,8 Prozent). Die kombinierten Schadstufen aus Kronenverlichtung und Verfärbungen ergeben 2015 folgende Schadstufen: 37 Prozent der Waldbäume sind gesund (Schadstufe 0; Vorjahr 39 Prozent), 46 Prozent sind schwach geschädigt (Schadstufe 1; Vorjahr 46 Prozent) und 17 Prozent zeigen eine deutliche Beeinflussung des Kronenzustandes (Schadstufen 2 bis 4; Vorjahr 15 Prozent).

Für die Fichte wurde ein mittlerer Nadelverlust von 15,7 Prozent ermittelt, womit sich diese Baumart um einen Prozentpunkt zum Vorjahr verschlechterte, aber immer noch unter ihrem langjährigen Mittel liegt. Die Fichte ist die Baumart mit einem insgesamt positiven Trend über die gesamte Zeitreihe. Die relevanten Schädlinge der Fichte sind Buchdrucker und Kupferstecher. Ihre Entwicklung wird vor allem durch Sturm- und Schneebruch beeinflusst. So wurden durch das Sturmtief „Niklas“ im März 2015 fast 90 000 Kubikmeter Wurf- und Bruchholz mit einem hohen Fichten-Anteil erzeugt. Für die Befalls-Saison 2014 (1. Juni 2014 bis 30. Mai 2015) wurden 33 500 Kubikmeter befallene stehende Bäume registriert. Dies war ein moderater Anstieg (20 Prozent) im Vergleich zur vorhergehenden Befalls-Saison.

Verglichen mit dem Vorjahreswert stieg der Nadelverlust der Kiefer in diesem Jahr um zwei Prozentpunkte auf 19,1 Prozent und somit auf den zweithöchsten Wert seit 1991. Bei der Kiefer hat die Blüte einen Einfluss auf das Erscheinungsbild der Krone, da männliche Blüten anstelle von Nadeln gebildet werden. Darin könnte – neben der Witterung und dem Insektenfraß – eine Erklärung für die höheren Nadelverluste im Vergleich zum Vorjahr liegen. 50 Prozent der beurteilten Kiefern weisen einen geringen Zapfenbehang auf, an 13 Prozent wurde mittlerer bis starker Zapfenbehang beobachtet.

Im sächsischen Tiefland gab es in den zurückliegenden Jahren insbesondere an der Kiefer wiederholt Massenvermehrungen forstlich relevanter Schädlinge. In diesem Jahr ging von der Nonne das größte Gefährdungspotenzial aus. Dies war jedoch auf die nördlichen Teile der Landkreise Görlitz und Bautzen begrenzt. Anfang Mai fand in dem schon in den Vorjahren betroffenen Bereich der Muskauer Heide eine Bekämpfung der Nonne auf 335 Hektar statt.

Die Kronenverlichtung der sonstigen Nadelbäume hatte sich in den vergangenen Jahren stetig verschlechtert. Der diesjährige Wert liegt mit 14,9 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres. Im Frühjahr 2015 traten an verschiedenen Baumarten Lausarten sehr auffällig in Erscheinung. Eine wesentliche Ursache war vermutlich der milde Winter und die deshalb geringe Sterblichkeit der überwinternden Lausarten. Besonders intensiv war der Befall durch die Sitkafichten-Röhrenlaus.

Dass die Eiche ein gutes Beispiel für die hohe Veränderlichkeit des Belaubungszustandes von Laubbäumen ist, zeigt sich besonders in den abrupten Sprüngen der Kronenverlichtung. Lag der Anteil deutlich geschädigter Kronen 2013 noch bei 52 Prozent – einem der schlechtesten Werte in der gesamten Zeitreihe – beläuft er sich in diesem Jahr auf 29 Prozent. Fraßschäden durch Frostspanner- und Wicklerarten fielen im Frühjahr 2015 geringer aus als in den Vorjahren. Das im Jahr 2012 erstmalig festgestellte lokal eng begrenzte Auftreten des Eichenprozessionsspinners am nördlichen Stadtrand von Dresden und der angrenzenden Dresdner Heide wurde in diesem Jahr wieder bestätigt. Hinzu kam in diesem Jahr noch der Nachweis im Landkreis Leipzig, angrenzend an das Auftreten im Landkreis Nordsachsen.

Die Rotbuche ist, abgesehen von der Eiche, die Baumart innerhalb der Stichprobe, die das höchste Durchschnittsalter aufweist. Bedingt durch das relativ hohe Alter und aufgrund fehlender artspezifischer Anpassungsmechanismen reagierte die Buche besonders stark auf extreme Trockenereignisse. So erreichte diese 2004 nach dem Trockenjahr 2003 die schlechtesten Werte. Seit 2011 ist eine rückläufige Tendenz des Blattverlustes zu verzeichnen, der in diesem Jahr mit 17,4 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt liegt. Ursache für diesen Trend ist auch der zunehmende Austausch von Stichprobenbäumen im Rahmen des Waldumbaues. So wurden in den letzten Jahren vor allem alte Kiefern durch junge Buchen ersetzt.

In der Gruppe der sonstigen Laubbäume ist jeder zweite Baum eine Birke. Mit einem Ergebnis von 19,1 Prozent liegt der mittlere Blattverlust 2015 auf dem Niveau des Vorjahres (19,2 Prozent), jedoch immer noch leicht über dem langjährigen Mittelwert. Die Gruppe der Bäume mit deutlichen Schäden ist mit rund 18 Prozent konstant. Der prozentuale Anteil schwach geschädigter Bäume hat sich um drei Prozentpunkte erhöht.

Bedingt durch die Trockenheit und Wärme im Sommer kam es lokal bereits Anfang/Mitte August zu frühzeitiger Blattfärbung (z. B. Eichen) und auch zum Abwurf noch ungefärbter Blätter (z. B. Buchen). Diese Symptome wurden erst nach der Waldzustandserhebung in vollem Umfang sichtbar.

Die Ausprägungen des Kronenzustandes sind von Region zu Region unterschiedlich. Das Erzgebirge gehört heute zu den Regionen mit unterdurchschnittlichen Nadel- und Blattverlusten. Mit einer mittleren Kronenverlichtung von 15,5 Prozent ist es die Region innerhalb Sachsens mit dem geringsten Wert. Die östlichen Gebirge Elbsandsteingebirge und Zittauer Gebirge weisen einen gegensätzlichen Trend auf. Mit 20,9 Prozent liegt der diesjährige Wert zwei Prozentpunkte über dem Vorjahr. Das Vogtland ist die Region, die innerhalb der Zeitreihe die größte Veränderlichkeit aufweist. In diesem Jahr liegt der Nadelblattverlust bei 17,9 Prozent und somit rund drei Prozentpunkte über dem langjährigen Mittelwert. Im Mittelsächsische Lößhügelland und im Erzgebirgsvorland entspricht die diesjährige Kronenverlichtung von 16,9 Prozent dem langjährigen Mittel. Im Lausitzer Hügelland und Becken liegt die mittlere Kronenverlichtung mit 17,4 Prozent einen halben Prozentpunkt über dem Mittelwert.

Im Östlichen Tiefland liegt der diesjährige Wert der Nadel- und Blattverluste mit 17,8 Prozent zwei Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. Die Kronenverlichtungen im Westlichen Tiefland befinden sich mit 21,3 Prozent deutlich über den Landes- und Regionaldurchschnitten. Dies ist möglicherweise durch den sehr angespannten Wasserhaushalt in dieser Region bedingt.

Der diesjährigen Erhebung des Waldzustandes ging ein sehr milder und niederschlagsarmer Winter, ein eher zu warmes Frühjahr und ein trocken-heißer Sommer voraus. Die unterdurchschnittlichen Niederschläge im Frühjahr verstärkten das winterliche Defizit. Der angespannte Bodenwasserhaushalt führte nicht nur im Tief- und Hügelland, sondern auch im Bergland zu Trockenstress. Da die Dürre annähernd zeitgleich mit der Waldzustandserhebung im Frühsommer auftrat, waren auf dem überwiegenden Teil der Waldstandorte die sichtbaren Auswirkungen auf den Kronenzustand gering. Die ab August sichtbaren Reaktionen auf die Trockenheit werden sich voraussichtlich erst im nächsten Jahr verstärkt auf Kronenzustand und Sterblichkeitsrate niederschlagen.

„Solche Extremereignisse werden sich in den kommenden Jahren häufen“, sagte Schmidt abschließend. „Deshalb werden wir den eingeschlagenen Weg beim Waldumbau hin zu standortgerechten, strukturreichen und damit stabilen und vitalen Mischwäldern konsequent fortsetzen.“

Die Waldzustandserhebung wurde im Juli 2015 in Sachsen an 283 Stichprobepunkten mit 6 780 begutachteten Bäumen durchgeführt. Weitere Informationen unter www.wald.sachsen.de und www.sachsenforst.de


Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft

Pressesprecher Robert Schimke
Telefon: +49 351 564 20040
Telefax: +49 351 564 20007
E-Mail: robert.schimke@smekul.sachsen.de
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