Modellprojekt „Wegweiserkurse für Asylsuchende“ gestartet

17.12.2015, 14:05 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Integrationsministerin Köpping: „Schnelle Orientierung und Wertevermittlung“

Am Montag dieser Woche (14. Dezember 2015) sind in Dresden die ersten „Wegweiserkurse für Asylsuchende in Erstaufnahmeeinrichtungen“ gestartet. Die Kursteilnehmer kommen aus der Erstaufnahmeeinrichtung Dresden 2, Nöthnitzer Straße, und werden in den Räumen des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU unterrichtet. Das Modellprojekt wird vom Volkshochschulverband des Landes Sachsen in Kooperation mit Arbeit und Leben Sachsen e.V. an sechs verschiedenen Standorten durchgeführt.

„In den einwöchigen Kursen erhalten Asylsuchende eine sprachliche und kulturelle Erstorientierung“, erklärt die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping. Die Ministerin besuchte am heutigen Donnerstag (17.12.2015) gemeinsam mit Professor Ulrich Klemm, Geschäftsführer des Volkshochschulverbandes Sachsen und Dirk Diedrichs, Leiter der Stabsstelle Asyl im Sächsischen Staatsministerium des Innern, den laufenden Kurs und sprach mit Dozenten, Sprachmittlern und Kursteilnehmern. Professor Liu Hao Tjeng vom benachbarten Max-Planck-Institut für Chemische Physik fester Stoffe (CPfS), das ab Januar auch Kursräume zur Verfügung stellt, schloss sich der Runde an.

In insgesamt 30 Stunden absolvieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Sprachwerkstatt, in der Deutschdozenten unterrichten. Personen mit Migrationshintergrund geben als Kulturmittler im zweiten Teil der Kurse grundlegende Werte und wichtige Informationen zum Leben in Deutschland weiter. Dabei geht es beispielsweise um Grundrechte, die Gleichberechtigung von Frau und Mann, aber auch um Mobilität, um unser Bildungssystem, um Erziehung, Arbeit oder das Gesundheitswesen.

„Die Wegweiserkurse kann man als ein Tor zu unserer Gesellschaft beschreiben“, so Ministerin Köpping. „Wer schnelle Orientierung gibt, handelt präventiv und vermittelt unsere Werte bereits zu einem frühen Zeitpunkt. Davon profitieren nicht nur die Asylsuchenden, sondern auch alle Akteure, die mit Asylsuchenden arbeiten und die gesamte Gesellschaft.“

Volkshochschulverbands-Geschäftsführer Prof. Ulrich Klemm stellte fest: „Mit dem Wegweiser-Projekt können neue Wege in der Integrationsarbeit professionalisiert und Qualitätsstandards definiert werden, die vom Grundgesetz ausgehen. Er betonte: „Es kommt besonders auf den Anfang an, ob und wie Integration gelingt.“

Die Kosten des Modellprojektes liegen bei 600.000 Euro. Insgesamt werden damit 200 Kurse à 30 Stunden mit jeweils 20 Teilnehmern angeboten. Im Rahmen des Modellprojektes soll auf Basis von vorhandenen Ansätzen und der Erfahrung der Kursleiter zudem ein Lehrplan entwickelt werden. Auf dessen Grundlage sollen möglichst alle Asylsuchende in sächsischen Erstaufnahmeeinrichtungen eine kulturelle Erstorientierung bekommen und bei ihren ersten Schritten in deutscher Sprache begleitet werden. Außerdem sollen niedrigschwellige Selbstlernmaterialien entwickelt werden, die die Inhalte der Sprachwerkstatt, der kulturellen Erstorientierung sowie Hinweise zu Möglichkeiten kostenlosen Selbstlernens enthalten.

Die Universität Leipzig flankiert das Projekt mit einer begleitenden Evaluierung, die eine fortwährende Auswertung der gemachten Erfahrungen, einen schnellen Wissenstransfer sowie Hinweise zu einer nachhaltigen Implementierung der Wegweiserkurse geben soll.

„Mit den Wegweiserkursen investiert der Freistaat in die Vermittlung unserer Grundwerte auf Basis des Grundgesetzes und damit in ein konstruktives Zusammenleben in der Gesellschaft“, so Köpping abschließend.

Hintergrundinformationen:

Das halbjährige Modellprojekt „Wegweiserkurse für Asylsuchende in Erstaufnahmeeinrichtungen“ wird zunächst an sechs Standorten durchgeführt, davon drei in den Kreis-freien Städten und drei in Landkreisen.

  • Chemnitz: Turnhalle der TU Chemnitz (Betreiber: DRK Landesverband Sachsen)
  • Dresden: Turnhalle der TU Dresden, Nöthnitzer Straße in Dresden (Betreiber: DRK Landesverband Sachsen)
  • Leipzig: Objekt Friederikenstraße (Betreiber: Malteser)
  • Landkreis Meißen: Objekt Meißen OT Niederau (Betreiber: DRK Landesverband Sachsen)
  • Landkreis Nordsachsen: Objekt Dölzig/Schkeuditz (Betreiber: Malteser)
  • Landkreis Bautzen: Objekt Bischofswerda (Betreiber: DRK Landesverband Sachsen)

Im Freistaat Sachsen gibt es derzeit 43 zeitweilige Erstaufnahmeeinrichtungen mit einer Platzkapazität von 17.000 Plätzen. Davon sind derzeit etwa 10.000 Plätze belegt.

Asylsuchende müssen sich in den ersten bis zu sechs Monaten ihres Aufenthalts in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Freistaates Sachsen aufhalten. Dort erfolgt ihre Registrierung im EASY-System, außerdem nimmt in dieser Zeit das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ihre Asylanträge auf.


Kontakt

Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration

Pressesprecherin Alexandra Kruse
Telefon: +49 351 564 54910
Telefax: +49 351 564 54909
E-Mail: pressegi@sms.sachsen.de
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