Plädoyer für Verteidigung der 1989/1990 errungenen Werte

18.09.2015, 11:00 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Thesenpapier zur Wiedergründung des Freistaates vor 25 Jahren – Tillich: Konstruktive Streitkultur wichtig für unsere Zukunft

Dresden (18. September 2015) – Zwei Wochen vor den Feierlichkeiten anlässlich der Wiedergründung des Freistaates vor einem Vierteljahrhundert hat die Expertenkommission „25 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ Ministerpräsident Stanislaw Tillich heute in Dresden ein Grundsatzpapier übergeben.

Die „25 Thesen zu 25 Jahren Deutscher Einheit und Wiedergründung des Freistaates Sachsen“ beschreiben die entscheidenden Etappen von der Friedlichen Revolution bis zur Wiedergründung Sachsens am 3. Oktober 1990 auf der Meißner Albrechtsburg.

In dem von der Kommission unter Vorsitz des früheren Dresdner Oberbürgermeisters Herbert Wagner ausgearbeiteten Papier heißt es: „Durch die Friedliche Revolution in der DDR wurde das Unmögliche denkbar. Nach den Schrecken von Weltkriegen und Diktaturen ist die Wiedervereinigung in Frieden und Freiheit ein besonders glücklicher Moment der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts.“

Die Expertenkommission richtet den Blick zugleich auf Ziele und anstehende Aufgaben im Freistaat. „Die 1989/90 neu errungene Freiheit und Rechtsstaatlichkeit müssen bewusst gelebt werden. Als unveräußerliche Werte unserer demokratischen Ordnung, die für jedermann gelten, sind sie gegen extremistische Positionen zu verteidigen. Alle gesellschaftlichen Akteure, besonders Politiker, Medien und Bildungsträger sind aufgerufen, den derzeitigen Ursachen für Wahlmüdigkeit, Politikverdrossenheit und zunehmendes Misstrauen in das Funktionieren der Demokratie und ihrer Institutionen sowie politisch motivierter Gewalt entgegenzuwirken.“

Weiter heißt es: Auch 25 Jahre nach der Wiedervereinigung seien bei Teilen der sächsischen Bevölkerung das Verständnis der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und die Akzeptanz der repräsentativen Demokratie zu schwach ausgeprägt. „Insbesondere die politische Streitkultur ist defizitär. An die Stelle von offener, fairer und respektvoller Auseinandersetzung tritt allzu häufig Radikalismus bis hin zu offenem Hass und Gewaltbereitschaft.“

Ministerpräsident Stanislaw Tillich rief zu einer gründlichen Auseinandersetzung mit den Thesen auf und forderte, die einst errungenen Freiheiten, Werte und Rechte zu verteidigen. „Wir haben eine gemeinsame Verantwortung für unsere Geschichte, unsere Gegenwart und unsere Zukunft“, betonte der Regierungschef. „In jedem Fall ist eine offene, faire und konstruktive Diskussionskultur, in der wir alle frei denken und unsere Meinung sagen dürfen, ein existenzieller Punkt, an dem wir immer wieder an uns arbeiten müssen. Das ist anstrengend und braucht Zeit. Aber es ist für unsere Zukunft wichtig.“

Die 19-köpfige Expertenkommission wurde im November 2013 von Tillich berufen. Ihr gehören wichtige Akteure und Zeitzeugen der Friedlichen Revolution, Historiker, Kirchenvertreter und Verantwortliche staatlicher Stellen an - wie beispielsweise von der Landeszentrale für politische Bildung. Zu den Aufgaben der Kommission zählt insbesondere die landesweite Vorbereitung von Veranstaltungen und Projekten zur Erinnerung an den Herbst 1989 und die Deutsche Einheit.

Die jetzt vorgelegten Thesen knüpfen an das Grundsatzpapier zur Friedlichen Revolution aus dem vergangenen Jahr an. Im Wortlaut finden Sie das aktuelle Thesenpapier im Anhang dieser Medieninformation.

Weitere Informationen zum Doppeljubiläum und zur Expertenkommission gibt es im Internet unter www.89-90.sachsen.de.


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