Tillich warnt vor Abwanderung von Schlüsselindustrien

24.06.2015, 14:08 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Appell in Brüssel an die EU-Kommission - „Keep IT in Europe“

Brüssel (24. Juni 2015) – Ministerpräsident Stanislaw Tillich hat die EU-Kommission zu einem noch stärkeren Engagement gegen die Abwanderung von Schlüsselindustrien aus Europa aufgerufen.

„Der Schutz des Wettbewerbs innerhalb von Europa und unter den Mitgliedsstaaten darf nicht zum Nachteil im weltweiten Wettbewerb werden“, sagte Tillich am Mittwoch in Brüssel bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung vor Vertretern der Kommission und EU-Parlamentariern. Der ordnungspolitische Grundsatz sei richtig, das Marktgeschehen möglichst nicht zu beeinflussen. „Aber wenn Europa in direkter Konkurrenz zu hochsubventionierten oder protektierten Märkten steht, müssen wir uns fragen, wie wir unsere Produkte platzieren.“

„Europa läuft derzeit Gefahr, bei neuen Entwicklungen und Trends abgehängt zu werden“, warnte er. Als Beispiele nannte er „all das, was mit Industrie 4.0, dem Internet der Dinge und der Digitalisierung“ zu tun hat. Es gelte daher, leistungsstarke Unternehmen aus innovativen Branchen in Europa zu halten.

„Wir brauchen die industrielle Produktion, damit Europa nicht in Abhängigkeit gerät, Unternehmen nicht abwandern und Arbeit und Einkommen langfristig gesichert werden.“ Entscheidend sei dabei auch, dass die Verbindung zwischen Forschung und Entwicklung und Praxis nicht verloren gehe.

Eine zentrale Schlüsseltechnologie für die künftige globale Wettbewerbsfähigkeit der gesamten europäischen Industrie kommt nach Ansicht von Tillich der Mikroelektronik zu. Mikrochips seien längst Bestandteil unzähliger Produkte und gleichsam Treiber von Innovationen. „Mikroelektronik ist wie ein ´Grundstoff´, den wir Europäer als Ressource brauchen“, betonte Tillich in seiner Rede mit dem Titel „Keep IT in Europe: Europa als Heimat von Innovation und Industrie“.

Er verwies darauf, dass Chipfabriken derzeit vor allem außerhalb Europas entstünden. In dem Zusammenhang regte er an, auch über europäische Lösungen wie zum Beispiel eine Art „Euro-Foundry“ nachzudenken. „Wir könnten Stärken bündeln und bestehende Standorte verbinden zu einer europäischen Unternehmung, die im interkontinentalen Wettbewerb konkurrenzfähig ist.“

„Silicon Saxony“ ist europaweit der größte Mikroelektronik-Cluster. Die Mikroelektronik- einschließlich der Informations- und Kommunikationstechnologie-Branche in Sachsen umfasst 2.200 Unternehmen mit mehr als 57.000 Beschäftigten. Jeder zweite in Europa produzierte Chip stammt heute aus Sachsen. Vor allem der Maschinen- und Anlagenbau sowie die Elektroindustrie und der Fahrzeugbau sind auf eine wettbewerbsfähige Mikroelektronik-Branche in Deutschland und Europa angewiesen.


Kontakt

Sächsische Staatskanzlei

Regierungssprecher Ralph Schreiber
Telefon: +49 351 564 10300
Telefax: +49 351 564 10309
E-Mail: presse@sk.sachsen.de
zurück zum Seitenanfang