Forschungsstudie „Rechts motivierte Mehrfach- und Intensivtäter in Sachsen“

26.11.2014, 11:31 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Ulbig: „Rechtsextremismus bleibt Schwerpunkt“

Innenminister Markus Ulbig und der stellvertretende Direktor des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung der TU Dresden (HAIT), Prof. Dr. Uwe Backes, haben heute die Ergebnisse des Forschungsprojektes „Rechts motivierte Mehrfach- und Intensivtäter in Sachsen“ vorgestellt.

Innenminister Markus Ulbig: „Die Studie bestätigt unsere bisherige Herangehensweise. Der Rechtsextremismus ist und bleibt Schwerpunkt der Arbeit unserer Sicherheitsbehörden. Es wird aber auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe bleiben, Rechtsextremisten nachhaltig den Nährboden zu entziehen.“

Die Studie ging der Frage nach, welche Merkmale rechte Mehrfach- und Intensivtäter kennzeichnen. Mit den gewonnenen Erkenntnissen sollen künftige Entwicklungen und Brennpunkte rechter Gewalt früher erkannt werden, um noch schneller gegensteuern zu können.

Dazu wurden aus der Gruppe der in Sachsen straffällig gewordenen Gewalttäter aus dem Bereich der politisch rechts motivierten Kriminalität für den Zeitraum 2001 bis 2011 insgesamt 463 Mehrfachtäter - davon 70 Intensivtäter – ermittelt und näher untersucht.

Die Auswertung von Polizeidaten, Gerichtsakten, Szenemedien, nachrichtendienstlichen Informationen und Interviews ergab, dass zwei Drittel der betrachteten Intensivtäter in Sachsen geplant vorgehen und sich dadurch vom bundesweit geltenden Befund für rechts motivierte Gewalttäter unterscheiden. Auch der Anteil ideologisierter Täter ist in Sachsen bei dieser Gruppe weit höher als beim Durchschnitt der rechten bzw. rechtsextremen Gewalttäter. So entfallen etwa zwei Drittel der Delikte auf das Themenfeld „Konfrontation gegen links“. Mit rund 90 Prozent ist der Gruppentäteranteil außerordentlich hoch.

Prof. Dr. Uwe Backes: „Die 151 Gewalttaten mit Beteiligung von Intensivtätern sind ganz überwiegend Gruppentaten. Aus den Tatbetrachtungen konnten im Untersuchungszeitraum 17 relevante Gruppen identifiziert werden. Die meisten Gruppen verfolgten mit mehr oder weniger planhaftem, aufsuchendem Gewalthandeln das Ziel, ‚zeckenfreie Zonen‘ zu schaffen. Ideologische Einflüsse waren vor allem in Gestalt des Mediums Rechtsrockmusik bei allen Gruppen erkennbar. Die Gewalttäter agierten nicht nur häufiger, sondern auch brutaler als die übrige Täterpopulation. Zwölf der 64 lebensbedrohlichen Taten wurden als Exzesstaten eingestuft.“

Die Forschungsarbeit des HAIT lief von Juli 2012 bis August 2014 und wurde vom Freistaat Sachsen gefördert. Kooperationspartner waren das Landeskriminalamt, das Operative Abwehrzentrum (OAZ), das Landesamt für Verfassungsschutz, die Staatsanwaltschaften, der Kriminologische Dienst im Strafvollzug, das Bundeskriminalamt und das Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Köln.

Hinweise für die Berichterstattung:

Die zehn Schlussfolgerungen, die die Sicherheitsbehörden aus den Ergebnissen der Studie gezogen haben, finden Sie im Anhang dieser Medieninformation.

Die vollständige Studie zum Nachlesen finden Sie unter www.lpr.sachsen.de


Weiterführende Links

zurück zum Seitenanfang