Grenzübergreifendes Moorschutzprojekt im Erzgebirge wird abgeschlossen

10.09.2014, 13:26 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Projektkonferenz am 18. und 19. September 2014 in Chomutov (CZ) und auf dem Kamm des mittleren Erzgebirges – Einladung zur Teilnahme an Exkursion

Das bisher größte, länderübergreifende Moorrevitalisierungsprojekt im Erzgebirge steht kurz vor dem Abschluss. Ziel des Projektes war es, die für die Kammregion des mittleren Erzgebirges typischen Moore zu “retten“, und ihnen eine Chance für neues Leben zu eröffnen.

Prof. Dr. Hubert Braun, Geschäftsführer des Staatsbetriebes Sachsenforst:
„Die einstmals in großen Teilen der Kammlagen des Erzgebirges vorkommenden Moore sind heute vielfach nur noch in Resten sowie in einem schlechten Zustand vorhanden. Das Moorschutzprojekt ist ein wichtiger Schritt für die Erhaltung dieser in Mitteleuropa so gefährdeten Ökosysteme.“

Für die Revitalisierung der Moore wurden auf einer Fläche von 210 Hektar diesseits und jenseits der deutsch – tschechischen Grenze ehemalige Entwässerungsgräben durch ca. 1000 Torf- und Holzdämme verschlossen und die Wasserableitung unterbrochen. Ca. 11,5 Kilometer Gräben wurden komplett verfüllt. Dadurch wird ankommendes Niederschlagswasser nun wieder länger als bisher in den Torfkörpern festgehalten, so dass diese erneut tiefgreifend
vernässen und sich neuer Torf bilden kann. Zwölf Moore konnten durch diese technischen Maßnahmen in einen Zustand versetzt werden, der gute Voraussetzungen für eine zukünftige Regenerierung der Moorbiotope bietet. Wichtigstes Ziel des Projektes war die Anhebung des Grundwasserspiegels bis nahe zur Oberfläche.

Ingo Reinhold, Leiter des Sachsenforst – Forstbezirkes Marienberg und des Projektes:
„Moore „leben“ vom Wasser, da sich neuer Torf nur bei Wasserüberschuss sowie unter Luftabschluss bilden kann. Erste Erfolge sind bereits am erhöhten Wasserstand im Moorboden zu erkennen.“

Die Renaturierung der Moore wurde von umfangreichen vegetationskundlichen und faunistischen Erhebungen begleitet. Intakte Moore sind Habitat und Refugium für in Deutschland und Tschechien einmalige oder extrem gefährdete Tier- und Pflanzenarten, wie bspw. den Rundblättrigen Sonnentau, eine fleischfressende Pflanze oder das Birkhuhn.

Prof. Dr. Hubert Braun, Geschäftsführer des Staatsbetriebes Sachsenforst:
„Die erhobenen Daten stellen einen wissenschaftlichen Fundus dar, der die Bedeutung der Moore für die Artenvielfalt eindrucksvoll dokumentiert. Die Daten sind außerdem für die Erfolgskontrolle des Projektes von enormer Bedeutung.“

An dem Projekt, das am 1. September 2012 startete, waren zwei tschechische und vier deutsche Partner beteiligt: Der Staatsbetrieb Sachsenforst als Leadpartner, der Staatsbetrieb Tschechische Staatsforsten (Lesy České republiky (LČR) s. p.), der Zweckverband Naturpark „Erzgebirge/Vogtland“, die Bezirksverwaltung der Region Ústi nad Labem (Krajsky úřad Ústeckeho kraje), die Landesdirektion Sachsen und das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Die Europäische Union unterstützte das Vorhaben mit rund einer Million Euro.

In Chomutov und auf dem Erzgebirgskamm zwischen Hora Sv. Šebestiana und Satzung werden während einer Abschlusskonferenz am 18. und 19. September 2014 die Ergebnisse aus über zwei Jahren Projektlaufzeit vorgestellt.

Presse- und Rundfunkvertreter sind herzlich eingeladen, an der am Freitag, dem 19. September 2014 stattfindenden Exkursion in die bearbeiteten Moore teilzunehmen. Treffpunkt ist um 9:30 Uhr am Abzweig der Forststraße nach Jílmova – Talsperre Preßnitz von der Bundesstraße/Staatsstraße B 174/R7, etwa 2 km nach dem Grenzübergang Reitzenhain/Hora Sv. Šebestiána in Richtung Chomutov.

Hintergrundinformation:

Die Moore auf dem Erzgebirgskamm wurden seit Beginn des 18. Jahrhunderts umfassend entwässert, um Torf abzubauen und Flächen für die Holzproduktion zu gewinnen. Durch die Trockenlegung wurde das Wachstum der Torfmoose und damit der Aufbau des Torfkörpers unterbrochen. Viele der für Moore typischen Pflanzen- und Tierarten verschwanden nahezu oder wurden an den Rand des Aussterbens gedrängt. Bereits seit 1991 wird an mehreren überwiegend kleineren Standorten im Erzgebirge in verschiedenen Vorhaben daran gearbeitet, diese Entwicklung rückgängig zu machen.

Die Erhöhung Wasserstände auf das frühere Niveau soll die natürliche Ausbreitung moortypischer Pflanzen ermöglichen. Erst wenn sich genug Nässe staut, entstehen Torf bildende Pflanzen, die aufgrund des geringen Zersetzungsfortschritts die Moore immer weiter aufbauen. Zu ihnen gehören etwa 30 verschiedene Torfmoose. Diese können das Dreißigfache ihres Eigengewichts an Wasser aufnehmen und wirken also wie ein Schwamm. Mit dieser
Eigenschaft leisten Moore auch einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz und zwar direkt im Entstehungsgebiet.

Erstmals in diesem Projekt wurden für den Grabenverbau hauptsächlich geeignete Maschinen mit ausreichend breiten Kettenfahrwerken verwendet, die erfolgreich und effizient die bis dahin übliche, mühsame Handarbeit ersetzten. Auf den feuchten Moorböden stellte die Arbeit höchste Ansprüche an die Technik und an die Maschinenführer.

Nach Abschluss der Renaturierungsarbeiten werden die Flächen weitgehend der natürlichen Entwicklung überlassen. Die Holzproduktion steht hier nicht mehr im Vordergrund. In den nächsten Jahren soll durch wissenschaftliches Monitoring beobachtet werden, wie sich die Wasserstände sowie Tier- und Pflanzenwelt weiter entwickeln. Eine abschließende Aussage, inwieweit wieder lebende Moore mit ihrer typischen Pflanzen- und Tierwelt aufwachsen können, wird jedoch erst in der Zukunft getroffen werden können. Denn ein intaktes Hochmoor wächst im Jahr durchschnittlich nur etwa um 1 mm nach oben.


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Staatsbetrieb Sachsenforst

Pressesprecher Renke Coordes
Telefon: +49 3501 542 166
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E-Mail: SBS.Presse@smekul.sachsen.de
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