Polizeiliche Kriminalstatistik 2012

26.03.2013, 10:05 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

  • Regional unterschiedliche Entwicklung
  • Diebstähle aus Kraftfahrzeugen, Fahrraddiebstähle und Kellereinbrüche deutlich angestiegen
  • Deutlicher Rückgang der Wirtschaftskriminalität
  • Synthetische Drogen dominieren den Rauschgiftmarkt

Die sächsische Polizei registrierte im vergangenen Jahr 312.406 Straftaten (+18.511 Fälle = 6,3 Prozent).
Regional entwickelte sich das Fallaufkommen in den fünf Polizeidirektion in Sachsen wie folgt: Chemnitz + 9,9 Prozent, Leipzig + 7,2 Prozent, Görlitz + 6,5 Prozent, Dresden + 4,2 Prozent und Zwickau + 3,5 Prozent.

Die Gesamtaufklärungsquote sank um 1,5 Punkte auf 55,4 Prozent. Es wurden dennoch mit 172.958 Straftaten 5.814 Fälle mehr aufgeklärt als 2011. Bei Gewaltdelikten konnten in drei von vier Fällen (76,1 Prozent) die Tatverdächtigen ermittelt werden.

Innenminister Markus Ulbig: „In den vergangenen Jahren hatte sich die Kriminalität sowohl in den einzelnen Deliktbereich als auch regional immer wieder unterschiedlich entwickelt. Dominierten noch vor Jahren landesweit die Kraftfahrzeugdiebstähle, Firmeneinbrüche oder Buntmetalldiebstähle das Kriminalitätslagebild, so sind es aktuell Fahrraddiebstähle, Kellereinbrüche, Diebstähle aus Kraftfahrzeugen oder die Rauschgiftkriminalität. Dies bedeutet für die Polizei jeden Tag die Lage neu zu bewerten und flexibel auf diese Entwicklung zu reagieren. Dies tut sie auch mit hohem Engagement. Die sächsische Polizei wird sich in Zukunft jedoch noch stärker diesen Veränderungen stellen müssen. Dabei werden sich die regionalen Schwerpunkte und Einsatzgebiete regelmäßig verschieben und die internationale Kriminalitätsbekämpfung stärker in den Fokus gerückt.“

Rangfolge der am häufigsten registrierten Straftaten:
Ladendiebstahl (6,9 Prozent), Fahrraddiebstahl (6,3 Prozent), Diebstahl an/aus Kraftfahrzeugen (5,5 Prozent), Erschleichen von Leistungen (5,5 Prozent), Sachbeschädigung und Diebstahl in/aus Boden-, Kellerräumen und Waschküchen (jeweils 12,2 Prozent) sowie vorsätzliche leichte Körperverletzung (4,5 Prozent).

Schwerpunkte der Kriminalitätsentwicklung:
131.939 Diebstähle kamen 2012 zur Anzeige. Gegenüber 2011 wurde in diesem Deliktbereich eine Zunahme um 10.995 Straftaten registriert. Deutlich zugenommen haben der Fahrraddiebstahl einschließlich unbefugten Gebrauchs (+ 4.625 Fälle), Diebstahl in/aus Boden-, Kellerräumen und Waschküchen (+ 1.915 Fälle) und Diebstahl an/aus Kraftfahrzeugen (+ 1.618 Fälle).
Registriert wurden insgesamt 38.027 Sachbeschädigungen (+ 712 Fälle), darunter 10.157 Sachbeschädigungen an Kfz und 9.004 Sachbeschädigungen durch Graffiti.

Die Wirtschaftskriminalität ging um 1.768 Fälle auf 5.294 Straftaten zurück. Dies bedeutet einen Rückgang von 25 Prozent. Weitere Rückgänge gab es im Bereich der Veruntreuung (- 10,8 Prozent), der Urkundenfälschung (- 10,6 Prozent) und der Umweltkriminalität (- 4,9 Prozent). Zahlenmäßig konnten diese Deliktgruppen den Kriminalitätsanstieg im Bereich der Massendelikte (Fahrraddiebstahl, Kellereinbrüche und Diebstähle aus Kfz) nicht ausgleichen.

Kraftwagendiebstähle
2.665 Kraftwagen wurden 2012 gestohlen, die restlichen 1 062 Fälle (28,5 Prozent) waren Versuchshandlungen. Die Zunahme beläuft sich insgesamt auf 5,6 Prozent (+ 196 Fälle). Die meisten Fahrzeuge wurden in der Stadt Dresden (1 155), gefolgt von Leipzig (627) und Chemnitz (214) gestohlen.
Der Diebstahl von Kraftwagen ist im Bereich der sächsischen Außengrenze um 8,3 Prozent gesunken (an der Grenze zur Republik Polen um -9,5 Prozent und zur Tschechischen Republik um -6,5 Prozent).

Gewaltstraftaten
Etwa jedes zehnte Delikt fiel im vergangenen Jahr in die Gruppe der Rohheitsdelikte/ Straftaten gegen die persönliche Freiheit. Diese nahmen um insgesamt 1.728 Fälle gegenüber 2011 zu. Die Zahl der vorsätzlichen leichten Körperverletzungen stieg um 957 (+ 7,3 Prozent), die der Bedrohungen um 502 (+ 12,8 Prozent) und die der gefährlichen und schweren Körperverletzungen um 80 (+ 1,7 Prozent). Raub, räuberische Erpressung, räuberischer Angriff auf Kraftfahrer nahmen um 98 Fälle bzw. 5,2 Prozent zu.

CyberkriminalitätDie Anzahl der Straftaten unter Ausnutzung des Tatmittels Internet ist im Jahr 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 Prozent (-180 Fälle) auf 7.631 Fälle gesunken. Parallel dazu sank der Schaden um zwei Millionen auf 3,46 Millionen Euro. Es wurden 3.100 Tatverdächtige ermittelt.
Wie bereits in den Vorjahren haben die Betrugsstraftaten an der sogenannten „Internetkriminalität“ mit vier Fünfteln den größten Anteil. Darunter fallen insbesondere die Straftatengruppen Waren-/Warenkreditbetrug und sonstiger Betrug. Bei den Straftaten der Cyber-Kriminalität im engeren Sinne unter Ausnutzung des Tatmittels Internet ist für das Jahr 2012 im Vergleich zum Vorjahr eine Abnahme um 252 auf insgesamt 1.022 Fälle zu verzeichnen. Mit 522 Fällen hat der Computerbetrug den größten Anteil am Gesamtaufkommen. Die größte Steig¬erung der Fallzahlen gibt es in der Gruppe „Datenveränderung/ Computersabotage“ mit 60,8 Prozent.

Rauschgiftkriminalität
Die Rauschgiftdelikte sind im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Insgesamt wurden 8 875 Straftaten registriert, 779 Fälle bzw. 9,6 Prozent mehr als 2011. Die Gesamtaufklärungsquote bei den Rauschgiftdelikten betrug 95,3 Prozent. Zu 8 457 aufgeklärten Fällen wurden 7 309 Tatverdächtige ermittelt.

Sächsische Außengrenze
Die PKS erfasste 2012 entlang der sächsischen Außengrenze insgesamt 23.380 Delikte, 2.272 Fälle bzw. 10,8 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Zahl der ausländerspezifischen Straftaten (z.B. Verstoß gegen Asylgesetz, illegale Einreise) hat im Vergleich zu 2011 um 897 Fälle (+ 110,5 Prozent) zugenommen. Die allgemeine Kriminalität stieg um 1.375 Fälle (+ 6,8 Prozent).
Der Diebstahl in/aus Dienst-, Büro-, Fabrikations-, Werkstatt- und Lagerräumen sank im Bereich der sächsischen Außengrenze ebenfalls im zweiten Jahr in Folge (- 13 Prozent), entwickelte sich jedoch an den Grenzen zur Republik Polen (- 27,9 Prozent) und zur Tschechischen Republik (+ 7,5 Prozent) sehr unterschiedlich.

Tatverdächtige
Die Polizei ermittelte 104.753 Tatverdächtige. Unter ihnen befanden sich 3.774 Kinder (3,6 Prozent), 7.212 Jugendliche (6,9 Prozent), 7.489 Heranwachsende (7,1 Prozent) und 86.278 Erwachsene (82,4 Prozent).
13,7 Prozent der Tatverdächtigen besaßen keine deutsche Staatsbürgerschaft. Insgesamt wurden 14.365 nichtdeutsche Tatverdächtige ermittelt. 31,6 Prozent von ihnen verstießen ausschließlich gegen ausländerrechtliche Bestimmungen.

Politisch motivierte Kriminalität (PMK)

Im Jahr 2012 gab es im Freistaat Sachsen mit 2.191 Fällen in der PMK gegenüber dem Vorjahr (2.794 Fälle) insgesamt einen Rückgang um 22 Prozent. Auch im Teilbereich der politisch motivierten Gewaltdelikte war ein Rückgang festzustellen (2011: 296 Fälle, 2012: 147 Fälle).

Die rückläufige Gesamttendenz resultiert zu einem Großteil aus dem gesunkenen Straftaten¬aufkommen im Phänomenbereich PMK -links-. Gegenüber 952 Fällen im Vorjahr registrierte die Polizei im Jahr 2012 nur noch 430 Fälle (davon Gewaltdelikte 2011: 206, 2012: 85). Der Rückgang ist fast allein darauf zurückzuführen, dass im Zusammenhang mit den Demonstrationen aus Anlass des 13. Februar in Dresden weniger Straftaten registriert wurden. (2011: 546, 2012: 35)

Im Bereich der PMK -rechts- wurden nach 1.693 Delikten im Vorjahr 2012 nur noch 1.616 Fälle verzeichnet. Die rückläufige Tendenz in diesem Phänomenbereich ist auch durch die geringere Anzahl von Gewaltdelikten (2011: 84 Fälle, 2012: 58 Fälle) gekennzeichnet.

Der Anteil fremdenfeindlicher Straftaten lag im Berichtszeitraum mit insgesamt 138 Fällen im Gegensatz zum Vorjahr leicht über dem Niveau des Jahres 2011 (117). Die rückläufige Tendenz bei den antisemitischen Straftaten (2010: 107 Fälle, 2011: 66 Fälle, 2012: 58 Fälle) setzt sich weiter fort.

Das Aufkommen politisch motivierter Ausländerkriminalität bewegte sich mit lediglich drei Straftaten, wie in den Vorjahren, auf vergleichsweise niedrigem Niveau (2011: eine), so dass sich keine Tendenzen erkennen lassen.


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