Traumaambulanzen sind gelebter Opferschutz!

29.07.2011, 14:26 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

Traumatische Erlebnisse haben oftmals Auswirkungen auf psychischer und psychosozialer Ebene. Neben einer posttraumatischen Belastungsstörung können sie Ängste, Depressionen oder Anpassungsstörungen verursachen. »Eine frühzeitige professionelle Diagnostik, Beratung und die rasche Einleitung qualifizierter therapeutischer Maßnahmen können dazu beitragen, eine Traumafolgestörung zu verhindern bzw. bereits vorhandene Symptome zu lindern oder zu beheben«, betonte Gesundheitsministerin Christine Clauß. Sie unterstrich die Bereitschaft des Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz, die Sicherstellung dementsprechender Versorgungsstrukturen zu unterstützen.

Um die Verbesserung der ärztlichen und psychologischen Versorgung für Opfer psychisch verletzender Gewalttaten im Freistaat Sachsen ging es bei einem Gespräch im Dresdner Sozialministerium, zu dem jetzt Gesundheitsministerin Christine Clauß die Chefin des »Traumanetz Seelische Gesundheit e. V.«, die Dresdner Psychologin Dr. Juliane Schellong und den Landesvorsitzender des WEISSEN RINGS Geert Mackenroth MdL eingeladen hatte.

Das von Dr. Julia Schellong initiierte »Traumanetz Seelische Gesundheit« (www.traumanetz-sachsen.de) hat in Sachsen bereits erste Schritte zur Vernetzung und Qualifizierung der Angebote für Traumageschädigte eingeleitet. »Vor allem muss der schnelle und gezielte Zugang zu ersten Anlaufstellen, in denen traumatherapeutisch ausgebildete Fachkräfte verfügbar sind, landesweit gewährleistet sein«, sagte Dr. Schellong.

Geert Mackenroth, Landesvorsitzender des WEISSEN RINGS im Freistaat, wiederholte die Forderung der Opferschutzorganisation nach flächendeckender Einführung von Traumaambulanzen in Sachsen: »Traumaambulanzen sind gelebter Opferschutz. Traumatisierte, d. h. unter Schock stehende Opfer einer Straftat, brauchen schnelle und professionelle Hilfe, damit sich ihr Leiden nicht verschlimmert. In dieser Situation helfen nur schnelle, niedrigschwellige und professionelle Angebote. Diese müssen die Opfer auch erreichen. Dazu bedarf es einer geeigneten Öffentlichkeitsarbeit. Im Notfall gilt immer noch: Die Telefonnummer der nächsten Außenstelle des WEISSEN RINGS weiß Rat.«

Nach dem Opferschutzgesetz (OEG) gibt es einen Anspruch auf Heilbehandlung und Versorgung auch psychischer Schädigungsfolgen. Nach wie vor besteht eine hohe Diagnoseunsicherheit bei der Erkennung einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Viel zu selten finden Betroffene den Weg in eine adäquate Behandlung. Unerkannte Traumafolgestörungen sind ein hoher Kostenfaktor im Gesundheitswesen, werden sie jedoch leitliniengerecht behandelt, können sie vollständig ausheilen! Traumaambulanzen könnten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zur Seite stehen, die Tat auch psychisch zu bewältigen und so Folgestörungen zu verhindern oder bei bereits aufgetretenen psychischen Störungen rasch und kompetent Hilfe gewährleisten.

Die meisten Menschen sind im Laufe ihres Lebens zumindest einer traumatischen Situation ausgesetzt, jedoch sind die Reaktionen auf das Geschehen sehr individuell. Viele Betroffene leiden nach solchen Ereignissen unter posttraumatischem Stress: sie schlafen schlecht, müssen immer wieder an das Erlebte denken oder das Herz jagt. Einige erholen sich nach einer Weile wieder, andere leiden noch lange an dem Erlebten. Ängste, Depressionen, Posttraumatiisch Belastungsstörung und dissoziative Störungen, aber auch chronische Schmerzen oder Sucht-verhalten können die Folge sein.

Wer kann helfen?
Eine Beratung oder eine Traumatherapie kann helfen, trotz allen Leids zu wachsen und die seelischen und körperlichen Symptome zu überwinden.

Traumanetz-Seelische Gesundheit ist eine internetbasierte Informationsplattform mit dem Ziel, Betroffenen den Zugang zu Hilfsangeboten zu erleichtern und die öffentliche Diskussion um Gewaltprävention zu unterstützen.

Traumanetz Seelische Gesundheit ist eine Initiative des Universitätsklinikums Dresden entstanden aus der langjährigen Arbeit mit Gewaltopfern, die unter schweren psychischen Folgestörungen leiden.

WEISSER RING
Landesbüro Sachsen
Anneberger Str. 40
09111 Chemnitz
Tel. (0371) 54720

Traumanetz Seelische Gesundheit
Dr. J. Schellong
Universitätsklinikum CGC
Fetscherstraße 74
01307 Dresden
Tel. (0351) 4586334


Weiterführende Links

Kontakt

Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt

Pressesprecherin Juliane Morgenroth
Telefon: +49 351 564 55055
Telefax: +49 351 564 55060
E-Mail: presse@sms.sachsen.de
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