Grundsteinlegung für Neubau des Mathematisch-Physikalischen Salons (MPS) im Dresdner Zwinger

05.10.2010, 15:30 Uhr — Erstveröffentlichung (aktuell)

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Visualisierung Innenraumentwurf Neuer Saal des Mathematisch-Physikalischen Salons, Dresdner Zwinger (© Holzer Kobler Architekturen)

Visualisierung Innenraumentwurf Neuer Saal des Mathematisch-Physikalischen Salons, Dresdner Zwinger (© Holzer Kobler Architekturen)

Im Rahmen der bereits im Mai 2008 begonnenen Generalsanierung des Mathematisch-Physikalischen Salons im Dresdner Zwinger ist heute der Grundstein für den geplanten Neubau gelegt worden.
Der neue Anbau im rückwärtigen Bereich des Mathematisch-Physikalischen Pavillons wird Flächen für Technik, Notdepot und –werkstatt sowie eine Ausstellungsfläche beherbergen. Er war notwendig geworden, nachdem bei Grabungen des Landesamts für Archäologie im Erdgeschoss des Mathematisch-Physikalischen Salons wertvolle archäologische Funde entdeckt worden waren.
„Ziel der Generalsanierung ist es, die weltweit bedeutenden wissenschaftshistorischen Sammlungen des Mathematisch-Physikalischen Salons an ihrem ursprünglichen Standort in ansprechend gestaltetem Architekturrahmen zu präsentieren“, erklärte Finanzminister Prof. Dr. Georg Unland aus Anlass der Grundsteinlegung. Die Gesamtkosten der Generalsanierung belaufen sich auf rund 14,5 Millionen Euro. Ende 2012 soll das Bauvorhaben unter Leitung des Sächsischen Immobilien- und Baumanagements (SIB) abgeschlossen sein.
Der neue Anbau ist das Ergebnis des überarbeiteten Baukonzepts. Umplanungen waren vor allem im Bereich des ehemaligen Grottensaales notwendig. Das Landesamt für Archäologie hatte bei Grabungen ca.15.000 Stuckfragmente gefunden, die zur originalen Ausstattung des Saales gehörten. In diesem Zusammenhang wurden auch alte Leitungen der Wasserspiele des Grottensaales freigelegt und gesichert. Die teils bemalten, vergoldeten bzw. mit Glasflitter beschichteten Fragmente, die einst zum Grottenwerk an den Wänden und Brunnen gehörten, wurden im Landesamt für Denkmalpflege untersucht, dokumentiert und anschließend eingelagert.
Durch die Funde kann der ehemalige Grottensaal nicht wie geplant zur Unterbringung von Depots, Werkstätten und Klimazentrale unterkellert werden. Diese werden nun im neuen unterirdischen Anbau im Wall untergebracht. Die ursprünglich im Grottensaal vorgesehene Ausstellungsfläche ist nun im „Neuen Saal“ des Neubaus vorgesehen. Der fensterlose Ausstellungsbereich (ca.160 qm) bietet beste Bedingungen für lichtempfindliche Ausstellungsgegenstände.

Archäologische Funde gibt es aber nicht nur im Bodenbereich, sondern ganz neu auch in den Arkadenbögen. Bei den laufenden Sanierungsarbeiten wurden im Erdgeschoss, in vermauerten Arkadenbögen, originale Reste der Stuckausstattung des ehemaligen Grottensaales entdeckt.
Es handelt sich um reich ornamentiertes Tropfenwerk, Blattranken und Muschelwerk sowie aufwändig gestaltete Schlusssteine, die mit einem kräftigen Farbauftrag in gelbem, weißen und grünen Glasflimmer versehen sind. Der einmalige Fund stellt ein ein-zigartiges Zeugnis der historischen Ausstattung des Grottensaales aus der Zeit August des Starken dar, der den Zwinger samt Grotte durch Daniel Matthäus Pöppelmann im frühen 18. Jahrhundert errichten ließ. Die Grotte galt bislang als verloren, da ihre Ausstattung bereits im frühen 19. Jahrhundert entfernt wurde. Die Funde werden gesichert, ausgewertet und behutsam in die weiteren Planungen einbezogen. Anhand der ge-wonnenen Erkenntnisse soll im Abgleich mit einem Kupferstich, der das Innere der Grotte im 18. Jahrhundert zeigt, die historische Ausstattung soweit wie möglich nachvollzogen werden.

Der ehemalige Grottensaal selbst wird zum Eingang für die Besucher und bietet gleichzeitig den Auftakt der Ausstellung. Dadurch wird dieser in seiner Bedeutung aufgewertet und die historische Erschließung durch das Hauptportal im Pavillon aufgenommen.
Im Rahmen der Generalsanierung entstehen neu gestaltete Ausstellungsflächen (ca. 1.100 qm), Depots, Werkstätten sowie Verwaltungsbereiche für den Museumsbetrieb des MPS. Die Bauarbeiten umfassen die denkmalgerechte innere und äußere Sanierung der Bogengalerie K, des Anbaus R, des Pavillons F und der Langgalerie O, einschließlich der Terrassen, der Treppenanlagen und des Figurenschmuckes an den Fassaden. Darüber hinaus ist die gesamte Technik unter Beachtung klimatischer und sicherheitstechnischer Belange zu modernisieren. Besonderes Augenmerk wird auf die neue Präsentation und Ausleuchtung des oft sehr lichtempfindlichen Kunstgutes gelegt.
Der Dresdner Zwinger gehört zu den bekanntesten Bauwerken der Stadt. Die einzigartige Verbindung von Architektur und Plastik erhebt den Zwinger zu einem der Hauptwerke des europäischen Barocks. Der Pavillon F, die Bogengalerie K und die Langgalerie O sind in den Jahren 1712/14 vom Oberlandbaumeister M. D. Pöppelmann erbaut worden. Kurz nachdem das »Königliche Cabinet der mathematischen und physikalischen Instrumente« 1728 im Zwinger untergebracht worden war, entstand das erste Inventarverzeichnis der Sammlung. Im Jahr 1746 erhielt das Museum schließlich seinen bis heute gültigen Namen »Mathematisch-Physikalischer Salon«.


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